Haus Fieger
c
Haus Fieger in der Siedlung Dessau-Törten, 2018
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Meyer, Thomas, 2018 / OSTKREUZ Haus Fieger Bauhaus Dessau

Das zweigeschossige, 1927 in rationeller Bauweise errichtete Haus ist der einzige umgesetzte Entwurf von Carl Fieger aus seiner Reihe von weiteren Kleinhäusern. Er plante wandlungsfähige Räume, die den Bedürfnissen seiner Bewohner*innen angepasst werden können.

c
Carl Fieger, o. T. (Siedlung Dessau-Törten, Haus Fieger, Ansicht und Grundrisse), 1926
© Stiftung Bauhaus Dessau (I 17363 G) / Image by Google

Minimalwohnung mit maximaler Qualität

Der würfelförmige Baukörper wird durch ein vorspringendes halbrundes Treppenhaus im Westen und eine Terrasse auf der Südseite ergänzt.

Das Haus hat eine Wohnfläche von insgesamt 74 Quadratmetern. Die Inneneinrichtung hat eine wichtige Funktion, um die Räume zu strukturieren und wurde in den Bauhauswerkstätten gefertigt. Der Wohn- und der Schlafraum im Erdgeschoss sind etwa durch Einbauschränke und eine Schiebetür so voneinander getrennt, dass sie tagsüber zu einem großen Wohnraum verbunden werden können. Hierin zeigt sich deutlich Fiegers Interesse an einem veränderbaren Haus.

Der Erbauer des frei stehenden Wohnhauses an der Alten Leipziger Straße, heute Südstraße, nutzte jene Kiesgrube, die bei der Errichtung des ersten Bauabschnitts der Siedlung Dessau-Törten entstanden war. So waren für die vollständige Unterkellerung keine Ausschachtungsarbeiten notwendig.

Der Architekt

“Vielleicht ist Carl Fieger die letzte Neuentdeckung unter den Bauhäusler*innen. Es wird Zeit, dass er aus der zweiten Reihe hervorgeholt wird.” (Wolfgang Thöner, 2018)

c
Porträt Carl Fieger, 1935
© Stiftung Bauhaus Dessau (I 2325 F)

Carl Fieger war Entwurfszeichner im privaten Baubüro von Gropius, gehörte zu seinen engsten Mitarbeiter*innen und war damit maßgeblich an vielen der heute berühmten Bauhausbauten beteiligt. Von 1925 bis 1928 lehrte er darüber hinaus in der Bauabteilung des Bauhauses Fachzeichnen. Seine großformatigen Kohlestiftzeichnungen, etwa vom Ensemble der Meisterhäuser oder vom Bauhausgebäude, zeugen von seinen zeichnerischen Fähigkeiten.

Dass Fieger auch ein Architekt mit eigener Handschrift war, ist wenig bekannt. In Dessau gibt es zwei Gebäude von Fieger: neben seinem eigenen Wohnhaus von 1927 das Kornhaus an der Elbe (1929/30).

Fieger experimentierte zeitlebens mit vorgefertigten, normierten Bauteilen und befasste sich mit dem Verhältnis zwischen Standardisierung und individuellem Ausdruck. Die Farbgestaltung spielte dabei eine besondere Bedeutung. So war die Fassade seines Wohnhauses ursprünglich in Zitronengelb mit Fensterrahmen und Türen in Kobaltblau geplant. Wenige Jahre nach dem Tod von Carl Fieger wurde das Haus verkauft und vom neuen Eigentümer mit einem Anbau versehen. Das Haus wird bis heute als privates Wohnhaus genutzt und ist nicht zu besichtigen.