Porträt

Die Jahre des Bauhauses in Dessau von 1925 bis 1932 gelten als die erfolgreichste Zeit der 1919 in Weimar gegründeten Schule für Gestaltung. 1976 wurde das historische Erscheinungsbild des Bauhausgebäudes in Dessau rekonstruiert, dort das Wissenschaftlich-Kulturelle Zentrum (WKZ) eingerichtet und mit dem Aufbau einer Bauhaussammlung begonnen. 1986 eröffnete das Bauhaus Dessau – Zentrum für Gestaltung. Entsprechend umfassend und vielfältig ist das Erbe, aus dem sich die Bandbreite der 1994 gegründeten künstlerisch-wissenschaftlichen Stiftung Bauhaus Dessau ergibt.

Stiftung Bauhaus Dessau

Die Stiftung Bauhaus Dessau arbeitet historisch reflexiv und fragt nach den Bedeutungen und den Potenzialen des Bauhauserbes für das 21. Jahrhundert. Dies geschieht im Wissen darüber, dass sich die historischen Erzählungen über das Bauhaus und seine Wirkungsgeschichte längst vervielfältigt haben. Auch hat man sich in diesem Prozess zunehmend von den rein auf Europa bezogenen Darstellungen mit verallgemeinernden Geltungsansprüchen verabschiedet. Heute wird der Vielgestaltigkeit von Erzählungen, Begegnungen und Diskussionen mit dem und über das Bauhaus Raum gegeben. Das passiert im Spagat unter anderem zwischen touristischen, politischen, akademischen, gestalterischen, lokalen und internationalen Erwartungen.

 

Was macht die Stiftung heute?

Das vielgestaltige Bauhauserbe des 20. Jahrhunderts gilt es, immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und zu aktualisieren. In den verschiedenen Bereichen der Stiftung wird dazu prototypisch gearbeitet: sowohl in mehrjährigen Projekten als auch mittels kurzfristiger Interventionen, im Ausstellungswesen und der Gestaltung, in der Vermittlung und Kommunikation, in den Sammlungen und der wissenschaftlichen Forschung ebenso wie in der kulturellen Bildung, der Denkmalpflege und im Bauen. All das geschieht immer in Zusammenarbeit mit anderen: mit Partner*innen weltweit, aber auch in der Region und vor Ort in Dessau-Roßlau.

 

Die Stiftung Bauhaus Dessau ist eine gemeinnützige Stiftung des öffentlichen Rechts, getragen vom Land Sachsen-Anhalt, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie der Stadt Dessau-Roßlau.

Bauen, forschen und pflegen

Das Bauhausgebäude und die Meisterhäuser zählen seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. 2017 kamen die Laubenganghäuser in Dessau-Törten dazu. Für die Stiftung Bauhaus Dessau steht daher die denkmalpflegerische Erhaltung ebenso im Mittelpunkt wie die wissenschaftliche Arbeit des Bauforschungsarchivs zu Materialien und Bauprozessen der Moderne, die eine wesentliche Grundlage für die Denkmalpflege bildet. Dabei gilt es, den Denkmalschutz mit den Herausforderungen des Klimawandels in Einklang zu bringen und den eigenen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. In diesem Zusammenhang werden Konzepte und prototypische Anwendungen zur Vereinbarkeit von Denkmalschutz und Klimaschutz entwickelt. Ziel ist die Abkehr von einer vorrangigen „Reparaturstrategie“ und die Hinwendung zu einer nachhaltigeren Strategie der Instandsetzung und Vorbeugung. Darüber hinaus macht die Stiftung Bauhaus Dessau die Bauhausbauten für Besucher*innen öffentlich zugänglich und erfahrbar.

Sammeln und forschen

Mit ihren über 50.000 Objekten besitzt die Stiftung Bauhaus Dessau nach dem Bauhaus-Archiv in Berlin die weltweit zweitgrößte Sammlung zum Bauhaus. Im 2019 eröffneten Bauhaus Museum Dessau kann diese erstmals mit einem Schwerpunkt auf die Lehr- und Lerntätigkeit sowie die kreativen Prozesse des historischen Bauhauses umfassend gezeigt werden. Die Stiftung Bauhaus Dessau ist als wissenschaftliche Forschungsinstitution mit der internationalen Bauhausforschung vernetzt und prägt diese durch eigene Projekte und Publikationen maßgeblich mit. Schwerpunkte der Forschung in Dessau sind außer der wissenschaftlichen Bearbeitung der Neuzugänge der Sammlung Themen wie Bauhaus und Migration, Bauhaus im Text und die jüngere Geschichte des Bauhauses Dessau auf dem Weg von der DDR bis zur heutigen Stiftung. Darüber hinaus wird daran gearbeitet, dieses Wissen auf digitalen Plattformen zugänglich zu machen. Regelmäßig erscheinen Publikationen zu relevanten Bauhausthemen, unter anderem in der Bauhaus Edition und in der Bauhaus Taschenbuchreihe.

Öffentlich machen und gestalten

Die Stiftung Bauhaus Dessau verfolgt verschiedene Wege, Inhalte öffentlich zu machen: in Ausstellungen, Veranstaltungen, Performances, in der Vermittlung und in digitalen Angeboten. Formale Innovationen werden dabei mit Nachhaltigkeit, Designrückbau und inklusiven Strategien verknüpft. Darüber hinaus entstehen inhaltliche Forschungsbeiträge zu aktuellen Themen der internationalen Designpraxis und visuellen Kultur.

 

Eine weitere wesentliche Aufgabe kommt der Vermittlung der Bauhausideen und -themen in Führungen, Workshops und anderen Formaten zu. 2016 wurde das Programm Bauhaus Agenten der Kulturstiftung des Bundes ins Leben gerufen, das zunächst auf vier Jahre angelegt war. Es begleitete die Stiftung Bauhaus Dessau bei der konzeptionellen Erarbeitung der kuratorischen Vermittlung des Bauhaus Museums Dessau und wird auf verschiedenen Ebenen weitergeführt, zuletzt im Rahmen des Sachsen-Anhalt Projekts/Neues Europäisches Bauhaus, an dem die Stiftung seit 2021 beteiligt ist.

Wohnen, arbeiten und übernachten

2016 erweiterte die Stiftung Bauhaus Dessau ihr Programm um die Bauhaus Residenz. Künstler*innen werden eingeladen, über einen längeren Zeitraum im Meisterhaus Muche|Schlemmer zu leben und zu arbeiten. Das Programm schließt an die ersten Bewohner*innen der Meisterhäuser an und an jene Künstler*innen, die am Bauhaus tätig waren. In Kooperation mit der Kurt-Weill-Gesellschaft wird jährlich ein Stipendium an junge Musiker*innen vergeben, die dann beim Kurt-Weill-Fest auftreten. Auch Besucher*innen können das Bauhaus hautnah erleben, wenn sie – wie die Bauhäusler*innen – im Atelierhaus übernachten.

Lernen, forschen und lehren

Die Stiftung Bauhaus Dessau vermittelt die programmatischen Ansätze des pädagogischen Erbes des Bauhauses und aktualisiert diese in international ausgerichteten Formaten des Lernens, Forschens und Lehrens; konkret im Bauhaus Lab, in den Bauhaus Open Studios sowie im Masterstudiengang COOP Design Research, der zusammen mit der Hochschule Anhalt und der Humboldt-Universität zu Berlin angeboten wird. Die Stiftung Bauhaus Dessau hat sich als Plattform eines internationalen Netzwerks aus Hochschulen und Universitäten, Initiativen, Studierenden und jungen Professionellen aus Architektur, Design, kuratorischer Praxis und den Kulturwissenschaften profiliert. Die historische Lernumgebung des Bauhausgebäudes verbindet sich dabei mit den weltweiten Suchbewegungen und Lernexperimenten in der Designforschung, -ausbildung und den Praxen, die sich mit den globalen Herausforderungen der Gegenwart befassen.

Auf die Bühne treten und Feste feiern

Wie das Bauhaus insgesamt waren auch die Bauhausbühne und ihr Programm mehrfachen Umbrüchen unterworfen. Eine wichtige Rolle spielte die Bühne bei nahezu allen Bauhausfesten – und das tut sie bis heute. Das Bauhausfest findet seit 1997 mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten jährlich Anfang September statt. Ein weiterer Schwerpunkt der heutigen Bühnenarbeit liegt – neben der Erforschung, Durchführung und Aktualisierung von Bühnenprojekten und der Durchführung zeitgenössischer Festivals – auf der wissenschaftlichen Rekonstruktion historischer Kostüme, Ausstattungen und Aufführungspraxen.

Strukturwandel gestalten

Die Stiftung Bauhaus Dessau widmet sich in einem großen Netzwerk dem Strukturwandel im Land Sachsen-Anhalt, vor allem dem Kohleausstieg, und verfolgt auf verschiedenen Ebenen Nachhaltigkeitskonzepte. Im Sachsen-Anhalt Projekt/Neues Europäisches Bauhaus werden Allianzen über institutionelle und disziplinäre Grenzen hinaus gebildet und zivilgesellschaftliche Initiativen miteinbezogen. Der Beitrag der Stiftung Bauhaus Dessau verknüpft dabei lokale mit europäischen Initiativen, insbesondere im Bereich der kulturellen Bildung, aber auch im Bausektor mit einem Schwerpunkt auf Materialkreisläufen.

Gendering und Leichte Sprache

Gender bedeutet im Englischen „(soziales) Geschlecht“, Gendern/Gendering die Berücksichtigung des Geschlechteraspekts in der Sprache. Mit der Anwendung des sogenannten „Geschlechter-Gaps“ (Wortunterbrechung durch ein * Sternchen oder einen : Doppelpunkt) wird für einen geschlechterbewussten Sprachgebrauch sensibilisiert.

 

Im Sinne gesellschaftlicher Inklusion möchten wir möglichst viele Gruppen ansprechen und auch kleineren Communities Raum und Sichtbarkeit geben. Sprache ist lebendig, sie verändert sich, wie sehr, kann an den verschiedenen Ausgaben des Dudens nachvollzogen werden. Für uns kommt ein historischer Bezug hinzu: Lehrende und Studierende am Bauhaus haben an verschiedenen Stellen mit gesellschaftlichen Konventionen gebrochen, dazu gehörte auch die Groß- und Kleinschreibung. Aus Gründen der Modernität wurden sämtliche Texte kleingeschrieben. Auch dies entsprach damals nicht den gängigen Rechtschreibregeln.

 

Als Stiftung Bauhaus Dessau haben wir uns aus folgenden Gründen für das * Sternchen entschieden: Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband empfiehlt die Verwendung des Sternchens. Es handelt sich um die am häufigsten benutzte Kurzform und kommt so dem Wunsch nach einem Konsenszeichen am nächsten. Zudem könnte das Sternchen für sehbehinderte Menschen besser erkennbar sein als Doppelpunkt und Unterstrich.

 

Wir versuchen uns der Form der Einfachen Sprache anzunähern.

 

Die Stiftung Bauhaus Dessau versucht auf dieser Website für möglichst viele Interessierte zugänglich zu sein. Informationen zum Besuch, zu den Gebäuden und den Veranstaltungen sollen ansprechend sein und einfach und klar ausgedrückt werden, in Sprache und Bild. Unser Anliegen ist, möglichst vielen Gruppen mit unterschiedlichen Hintergründen und Herkünften Einblick in unsere Arbeit zu geben. Besucher*innen kommen aus der ganzen Welt.

 

Die allerwichtigsten Informationen werden in Leichter Sprache ausgedrückt. Diese können über das Leichte-Sprache-Symbol gefunden werden.