Kornhaus

Im März 1929 schrieb die Dessauer Stadtverwaltung gemeinsam mit der Schultheiss-Patzenhofer Brauerei einen Wettbewerb zur Errichtung einer Ausflugsgaststätte aus. Das Gebäude sollte auf dem Elbdeich, ganz in der Nähe einer Dampferanlegestelle errichtet werden. Der Name Kornhaus erinnert an den historischen Getreidespeicher, der hier bis in die 1870er-Jahre gestanden hatte.

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Dessau Abend im Strandbad mit Blick auf das Kornhaus Dessau, Architekt: Carl Fieger, nach 1930
© Stiftung Bauhaus Dessau (I 2371/8 F) / © (Theiß, Emil) Elze, Andreas

Das Ensemble

Architekt des Kornhauses ist der Bauhäusler Carl Fieger. Seit 1921 als Entwurfszeichner für Walter Gropius tätig, war er an vielen von dessen bekannten Bauten maßgeblich beteiligt. 1926 machte sich Fieger selbstständig und realisierte unter seinem Namen das Kornhaus und sein eigenes Wohnhaus in Dessau-Törten.

 

Das Kornhaus schmiegt sich mit seinen zwei Geschossen an den Deich der Elbe an. Vom Ufer aus sind nur das oberste Geschoss mit Flachdach und der halbrund verglaste, schwebend wirkende Wintergarten zu sehen. Dieser Vorbau war ursprünglich als offener Balkon geplant, wurde aber schon während der Bauausführung verglast.

 

Mit diversen Rundungen, Halb- und Viertelkreisen nimmt Fieger auf die Landschaft Bezug. Das an einer Flussschlinge gelegene Gebäude mutet wie ein Passagierschiff an.

Raumorganisation

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Kornhaus Dessau (Grundriss des Deichgeschosses), 1929/1930
© Stiftung Bauhaus Dessau (I 2334 G) / Image by Google

Im Obergeschoss des Gebäudes befinden sich Küche, Büfett und Vestibül (Vorhalle), Tanzsaal und Café. Im Untergeschoss war eine Stehbierhalle mit separatem Eingang untergebracht. Über eine elegant geschwungene Treppe werden die beiden Geschosse miteinander verbunden. Eine offene Terrasse mit Blick auf die Elbe schließt seitlich an den länglichen Gebäudeteil an.

 

Ausgeführt ist das Kornhaus in Mischbauweise aus Ziegelmauerwerk und Stahlbetonskelett.

Farbgebung

Der weiße Putz, die blau gestrichenen Fensterrahmen und Türen, die roten Farbakzente am Gebäude sowie der große rote Schriftzug „Kornhaus“ auf dem Flachdach unterstreichen die maritime Anmutung des Gebäudes. Im Inneren betont die Farbgebung die sichtbare Konstruktion.

Der Bau heute

Auch wenn das Kornhaus mehrfach umgebaut wurde, blieb die originale Substanz zu großen Teilen erhalten. Nach einer denkmalgerechten Sanierung 1996 ist der Bau heute wieder ein beliebtes Ausflugslokal an einem der schönsten Orte Dessaus.

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Kornhaus (1929–30), Architekt: Carl Fieger, 2018
© Stiftung Bauhaus Dessau / Foto: Willmington-Lu, Yakob Israel, 2018