Andrea Acosta

10. Mai – 15. Juli 2021
Haus Muche
// Open-Call-Auswahl //
Andrea Acosta wurde aus über 500 Bewerber*innen im Open-Call-Verfahren für die Bauhaus Residenz der Stiftung Bauhaus Dessau und der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig ausgewählt. Ihre künstlerische Praxis zeichnet sich durch sehr spezifische Herangehensweisen und Präzision im Umgang mit Material und seinen historischen Ebenen aus. Während ihres Aufenthalts in Dessau werden zum Jahresthema der Stiftung Infrastruktur ungewöhnliche Hybride entstehen, die Besucher*innen und Bürger*innen von Dessau-Roßlau in die Arbeiten und ihren Entstehungsprozess einbinden. Die Ergebnisse und Arbeitsprozesse werden vom 8. Juli – 18. Nov 2021 im Haus Gropius präsentiert.
Andrea Acosta wurde in Bogotá (Kolumbien) geboren und lebt und arbeitet aktuell in Berlin. Ihr künstlerischer Forschungsansatz untersucht die Biografie der Meisterhäuser anhand ihrer Bausubstanz. Dabei wird das Material zum Akteur und die Künstlerin zur Spurensucherin in Dessau und seiner Umgebung. An den Stellen, wo sich der Eingriff von Menschen in die Natur zeigt, etwa im städtischen Raum, an Baustellen oder Kohlegruben, beobachtet sie Momente der Veränderung, der Erschöpfung und des erneuten Wachstums. Ihre Texte, Fotos, Skulpturen und Installationen erzählen schließlich „die Biografie der Dinge“ und laden die Betrachter*innen ein, diese zu erkunden.




Andrea Acosta zu den Inspirationsquellen ihrer Arbeit:
Ich bin keine Studiokünstlerin, sondern eine Künstlerin, die stets im öffentlichen Raum und in der Natur forscht. Ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit ist es, hinauszugehen und draußen oder an neuen Orten zu sein. Diese Idee, nach draußen zu gehen, einen Ort zu erforschen und Eindrücke, Materialsammlungen oder Informationen mitzubringen, um sie im Atelierraum neu zu überdenken, ist ein Bestandteil meiner Methode.
Was das Bauhaus und meine Arbeit betrifft, so gab es an verschiedenen Punkten bereits Verbindungen. Nach meinem Studium an der Bauhaus-Universität Weimar wurde es zu einem wichtigen Thema und seither bezieht sich ein Großteil meiner Arbeit auf die Architektur und deren Verbindung zur Natur sowie auf die Dialoge und Spannungen zwischen ihnen.
Andrea Acosta zu ihrem Aufenthalt und der Atmosphäre in den Meisterhäusern:
Hier zu sein, war eine seltsame Erfahrung, wenn man bedenkt, in welcher Zeit wir uns befinden. Von Berlin nach Dessau zu kommen und die Leere der Stadt und dieser Gegend zu sehen, hat meinen normalen Lebensrhythmus verändert. Nachdem ich viel über die Häuser und ihre Geschichte gelesen hatte, waren all diese Erwartungen an den Aufenthalt im Haus geweckt und die ersten Tage hier waren überwältigend. Ich habe aber bemerkt, dass es einen großen Unterschied zwischen meinen Erwartungen und der Erfahrung, hier zu sein gibt. Das war sehr intensiv und berührend. Bestimmte Dinge, über die ich gelesen hatte, zu entdecken und sie dann körperlich zu erleben, war ganz anders. Der Aufenthalt im Haus hat meine Gedanken in Bezug auf mein Projekt neu geordnet und das was ich geplant hatte in Bewegung gebracht. Dies hatte ich nicht erwartet, dass die Architektur auf solch berührende Weise so präsent sein könnte.
Andrea Acosta zu den Einschränkungen in Bezug auf den Denkmalschutz oder die touristische Nutzung des Meisterhausareals:
Wenn man eine Residenz antritt oder ein Projekt an einem anderen Ort als dem eigenen umsetzt, hat man bestimmte Erwartungen, aber dann kommt immer alles ein bisschen anders. In diesem Dialog beginnt das Projekt Gestalt anzunehmen und ich denke, der Einfluss des Ortes spielt eine wichtige Rolle, um zu verstehen, was der Raum einem gibt, um eine Aufgabe zu erfüllen.
Als ich die Regeln las, fand ich es interessant, dass die Stiftung den Ort anscheinend so belassen will, wie er ist, aber gleichzeitig will man Menschen dazu bringen, hier zu leben. Das bedeutet, dass sich der Ort am Ende verändern wird, was wiederum eine sehr widersprüchliche Situation ist. Dies hat einige konzeptionelle Fragen über das Haus als Wesen aufgeworfen und darüber, was "Bitte die Wände nicht berühren" eigentlich bedeutet, wenn man gleichzeitig versucht, diesen nah zu sein. Das hat mich auch aufmerksamer gegenüber meinem Verhalten im Haus gemacht, worüber ich normalerweise nicht nachdenken würde.
Was die Besucher betrifft, so hatte ich die Gelegenheit, mit einigen zu sprechen und ich habe das Gefühl, in einer Vitrine ausgestellt und Teil dieses Denkmals zu sein, was ein besonderes Gefühl an diesem speziellen Ort ist. Irgendwie spielen all diese Dinge eine Rolle, denn letztendlich nimmt das Projekt hier im Haus Muche Gestalt an.
Einblicke in ihre künstlerische Arbeit:
Vor meiner Ankunft in Dessau hatte ich eine recht klare Vorstellung von den Orten und Plätzen, die ich erkunden wollte, aber dann war das Haus sehr viel präsenter als ich erwartet hatte und es hat mir schon so viele Informationen gegeben, die mich über die Natur innerhalb der Architektur nachdenken ließen. Ich habe dies auf eine Art und Weise entdeckt, die ich ursprünglich nicht im Sinn hatte, vielleicht wird es eine Aushandlung im Spannungsfeld dieser beiden Aspekte sein. Ich könnte mir vorstellen, dass ich nach und nach Objekte sammeln werde und ich bin begeistert, dass ich so viel Platz zur Verfügung habe, um verschiedene Untersuchungen durchzuführen und um zu sehen, wie ich all das in das endgültige Projekt einbringen kann.