Haus Engemann
von Friedrich Karl Engemann (1930)

Der Bauhäusler Friedrich Karl Engemann errichtete im Jahr 1930 im Fischereiweg 24 (damals Fischereiweg 13) ein Wohnhaus für den eigenen Bedarf. Als gelernter Maurer und Möbeltischler übernahm er auch die Ausführung teilweise selbst. Das Wohnhaus ist Teil einer Gruppe von Häusern, die Engemann 1930-33, also während seiner Tätigkeit am Bauhaus entwarf und an deren Ausbau die Bauhauswerkstätten beteiligt waren. Dieses Ensemble in unmittelbarer Nähe des Bauhausgebäudes umfasst die Häuser Fischereiweg 20, 22, 24 und 26 (damals 11, 12, 13 und 14) sowie das Haus Stephanswegs 1.

Besondere Bedeutung hat die von Karl Friedrich Engemann geplante Gruppe von Häusern, weil sie im Reigen der Dessauer Bauhausbauten die Facette der gemäßigten Moderne dokumentiert und damit die ganze Bandbreite der Arbeit der Bauhäusler*innen deutlich macht.

Das freistehende Wohnhaus Engemann war mit der schmalen Seite zur Straße orientiert und von dieser zurückgesetzt. Eine Einfriedung schloss das Grundstück ab, über deren gemauertem Sockel ein Rundrohr mit Drahtgeflecht zwischen gemauerten Pfeilern angebracht war. In dem zweigeschossigen Gebäude befanden sich zwei Etagenwohnungen, ein Kellergeschoss und ein Dachgeschoss mit Kammern.

Die Ansicht des Hauses wird durch traditionelle und moderne Elemente geprägt. Das Walmdach mit Aufschiebling, Dachüberstand und Gauben ist ein ganz herkömmliches Element. Die hell verputzten Fassaden dagegen waren mit liegenden Fensteröffnungen, die durch dunkle Putzflächen zu horizontalen Bändern zusammengefasst wurden, gegliedert. Mit der Betonung der Horizontalen und der Führung dieser Bänder um die Hausecke herum setzte Engemann typische Elemente der Moderne ein.

Das Innere war durch die sachliche und klare Organisation des Grundrisses und durch die von Engemann entworfenen Einbauten aus Holz in Flur, Küche und Schlafzimmer geprägt. Mit ihrer erkennbaren funktionalen Aufteilung in unterschiedlich große Elemente sowie die bündig abschließenden Schubladen und Türen weisen diese Einbaumöbel charakteristische Elemente auf, die sich auch an Entwürfen der Bauhaustischlerei finden. Diesen Einfluss zeigen auch Möbel wie der Schreibtisch auf Stahlrohrkufen oder der Schrank im Arbeitszimmer mit funktionaler Gliederung und Türen aus Kristallspiegelglas. Die monochrome Fassung der Wände und Fußböden rundet dieses Bild der klaren und funktionalen Gestaltung ab.

Die Gruppe der freistehenden Einzel- und Doppelhäuser Fischereiweg 20, 22 und 26 sowie Stephanswegs 1 zeigen alle eine gemäßigte Moderne, in der etwa einerseits traditionelle geneigte Dächer mit Gauben und andererseits zu Bändern geordnete Fenster als Elemente des Neuen Bauens eingesetzt wurden.

Das Haus Fischereiweg 24 wurde bis 1950 von der Familie Engemann genutzt. Heute befinden sich Arztpraxis und Wohnung in dem Gebäude und bei Umbauten im Jahr 2003 wurde das Äußere des Hauses stark verändert. Die anderen Häuser werden kontinuierlich als Wohnhäuser genutzt und sind ebenfalls verändert.


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Friedrich Engemann, Fischereiweg 13 (Südseite) Zweifamilienhaus, 1934 (?) / Stiftung Bauhaus Dessau (I 16848 F)
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Haus Engemann, Fischereiweg, Dessau, 2011 / Stiftung Bauhaus Dessau, Foto: Christoph Petras
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Haus Engemann im Fischereiweg, Dessau, 2011 / Stiftung Bauhaus Dessau, Foto: Christoph Petras
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Haus Engemann im Fischereiweg, Dessau, 2011 / Stiftung Bauhaus Dessau, Foto: Christoph Petras