Laubenganghäuser
Laubenganghäuser

Hannes Meyer hatte für die Erweiterung der Siedlung Törten zunächst zehn Laubenganghäuser vorgesehen. Zwischen den drei- und viergeschossigen Laubenganghäusern sollte darüber hinaus eine eingeschossige Reihenhausbebauung mit 531 Häusern entstehen – im Sinne einer Mischung sozialer Vielschichtigkeit.

Projekt der Bauabteilung

Realisiert werden konnten fünf dreigeschossige Laubenganghäuser werden. Sie grenzen an die zwischen 1926 und 1928 von Walter Gropius konzipierte Reihenhaussiedlung mit insgesamt 314 Wohneinheiten. Während Gropius die Reihenhaussiedlung mit seinem privaten Büro errichtete, sind die Laubenganghäuser in der 1927 eingerichteten Architekturabteilung des Bauhauses kollektiv projektiert und umgesetzt worden. Mitgearbeitet haben u.a. Hans Volger, Hubert Hoffmann, Bela Scheffler, Konrad Püschel und Philipp Tolziner. Die städtebauliche Konzeption für die Laubenganghäuser in Dessau geht auf den Bauhaus-Lehrer Ludwig Hilberseimer zurück.

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Siedlung Dessau-Törten, Laubenganghaus, Architekt Hannes Meyer und die Bauhaus-Bauabteilung, 1930
© Stiftung Bauhaus Dessau (I 1620 F) / Image by Google

Wirtschaftlichkeit und Gebrauch

“sich in aller öffentlichkeit wie auf einem bürgersteig treffen” (Hannes Meyer, o.A.)

Meyers Motto „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ spiegelt sich auch in den von der Spar- und Baugenossenschaft Dessau errichteten Laubenganghäusern. Jeweils sechs Wohnungen einer Etage werden an der Nordfassade über einen Laubengang erschlossen. Dieser ist über einen freistehenden Treppenturm erreichbar und sollte den Bewohner*innen die Möglichkeit bieten, sich zu begegnen. Teilweise wurden die offenen Laubengänge auch als Balkone genutzt. Doch durch die nicht ummauerte Erschließung ließen sich auch Baukosten sparen. Die Wohnräume sind für eine ideale Besonnung nach Süden, der Zugang und die Nebenräume nach Norden ausgerichtet.

 

Zu jedem Haus gehörten ein Gartenhof mit Kinderspielplatz, kleine Wirtschaftsgärten am Haus, welche eine Selbstversorgung ermöglichten, ein gemeinschaftlich genutztes Waschhaus und ein Bleichplatz.

Fassaden und Baumaterialien

Die Fassaden der Laubenganghäuser sind in unverputztem Ziegelstein, die Fensterrahmen teilweise in Holz und teilweise in Stahl ausgeführt. Die durchlaufenden Stahlbetonstürze bleiben sichtbar. Bei der Ausführung des Baus stand die Orientierung an Wirtschaftlichkeit und Gebrauch im Vordergrund, was sich u.a. in der funktionalen Raumaufteilung, der Verwendung lokaler Baustoffe (Ziegel und Holz) und der gemeinschaftlich orientierten Wohntypologie zeigt.

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Laubenganghaus in Dessau-Törten, Detail Treppenhaus, 2017
© Stiftung Bauhaus Dessau / © (Meyer, Hannes) Erbengemeinschaft nach Hannes Meyer / Foto: Meyer, Thomas, 2017 / OSTKREUZ

Die Wohnung für das Existenzminimum

Der den insgesamt 18 Kleinwohnungen zugrundeliegende Grundriss ist äußerst ökonomisch. Auf 48 Quadratmeter sollte, entsprechend Meyers Berechnungen des Wohnbedarfs, eine vierköpfige Familie alles Lebensnotwendige vorfinden. Während Walter Gropius mit seinen Siedlungsreihenhäusern bewusst Wohneigentum für finanzschwache Käufer*innen schaffen wollte, wurden die Laubengangwohnungen für einen geringen monatlichen Betrag von 37,50 RM vermietet. Dies entsprach einem Viertel des durchschnittlichen Monatseinkommens eine*r Arbeiter*in.

 

Obwohl klein geschnitten, waren die Dreiraumwohnungen mit Küche, Bad, WC, Warmwasser und Etagenheizung ausgestattet.

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Grundriss eines Laubengang Hauses
© Stiftung Bauhaus Dessau

Die Laubenganghäuser heute

Seit 2017 zählen die fünf Laubenganghäuser aus der Zeit von Hannes Meyer zum UNESCO Welterbe Bauhaus. Bis heute sind die Häuser komplett bewohnt. Eine Musterwohnung kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.