Meisterhäuser
von Walter Gropius (1925–26)

Parallel zum Bauhausgebäude wurde Walter Gropius von der Stadt Dessau mit dem Bau von drei baugleichen Doppelhäusern für die Bauhausmeister und einem Einzelhaus für den Direktor beauftragt. Errichtet wurden sie in einem, an der heutigen Ebertallee gelegenen, Kiefernwäldchen.
Gebäude aus dem Baukasten
Gropius‘ Plan sah vor, das Gebäudeensemble nach dem Baukastenprinzip mit industriell vorgefertigten Teilen zu errichten. Damit wollte er die Prinzipien des rationalen Bauens umsetzen, sowohl bei der Architektur als auch beim Prozess des Bauens selbst. Sein Plan ließ sich aber aufgrund der technischen Möglichkeiten zur damaligen Zeit nur teilweise umsetzen.
Ineinander verschachtelte, unterschiedlich hohe kubische Körper geben den Häusern ihre Gestalt. Zur Straße hin werden die Doppelhäuser von großzügig verglasten Ateliers geprägt, an den Seiten lassen Glasbänder Licht in die Treppenaufgänge. Allein das Direktorenhaus war durch asymmetrisch angeordnete Fenster gegliedert. Die hell gestrichenen Häuser sind mit großzügigen Terrassen und Balkonen versehen, auf Fensterlaibungen, an den Unterseiten der Balkone und auf den Fallrohren wurden farbige Akzente gesetzt.
Prominente Mieter
Walter Gropius und László Moholy-Nagy richteten ihre Häuser komplett mit Möbeln von Marcel Breuer ein, andere Meister brachten ihr eigenes Mobiliar mit. Sämtliche Häuser waren mit Einbauschränken und modernen Hausgeräten ausgestattet. Die Liste der Bewohner*innen liest sich wie ein „Who is Who“ der Moderne, zu ihnen gehörten: László Moholy-Nagy und Lyonel Feininger, Georg Muche, Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und Paul Klee mit ihren Familien. Später lebten hier u. a. Hannes Meyer, Ludwig Mies van der Rohe, Josef Albers, Hinnerk Scheper und Alfred Arndt. Bei der Farbgestaltung der Innenräume entwickelten Künstler wie Klee und Kandinsky eigene Ideen, die im engen Zusammenhang mit ihrem Werk standen.
Der Krieg und die Folgen
Nach der Schließung des Bauhauses 1932 vermietete man die Häuser anderweitig. Das Direktorenhaus wurde im Krieg zerstört, erst vor wenigen Jahren begann man mit der Rekonstruktion. Gleichzeitig wurde auch der einzige von Ludwig Mies van der Rohe in Dessau umgesetzte Bau wiederhergestellt. Dabei handelte es sich um eine Trinkhalle an der Ostspitze der Siedlung, die man 1970 abgerissen hatte. Das restliche Ensemble der Meisterhäuser ist bereits 1992 umfassend saniert worden. Durch seine Farbigkeit fasziniert besonders das ursprünglich von Kandinsky und Klee bewohnte und malerisch ausgestaltete Meisterhaus.
Wiedereröffnung des Meisterhauses Kandinsky/Klee nach Instandsetzung
Das Meisterhaus Kandinsky/Klee ist nach umfassenden Instandsetzungsarbeiten im Jahr 2018/2019, die durch die Wüstenrot Stiftung finanziert und realisiert wurden, seit dem 18. April 2019 wieder für Besucher*innen geöffnet. Das Meisterhaus Kandinsky/Klee gibt den Besucher*innen die Gelegenheit, das Leben der Bauhausmeister in der von ihnen selbst geschaffenen Umgebung mit allen Sinnen zu erfahren. Farbgebung und Möblierung bilden das künstlerisch geprägte Wohn- und Arbeitsumfeld ab, das sich gerade im Meisterhaus Kandinsky/Klee der Gestaltung von Walter Gropius durchaus entgegensetzte.
Die Wüstenrot Stiftung arbeitet unmittelbar gemeinnützig in den Bereichen Denkmalpflege, Wissenschaft, Forschung und Bildung, Kunst und Kultur. Eines ihrer aktuellen Projekte im Rahmen des Denkmalprogrammes ist die Instandsetzung des Meisterhauses Klee/Kandinsky (Projektlaufzeit 2017-2019, Schließung des Meisterhauses 2018).
Das von Walter Gropius 1926 in Dessau erbaute Doppelhaus zählt mit den vier weiteren Meisterhäusern seit 1996 zum UNESCO Welterbe. Die Instandsetzung ist notwendig, um das Haus, in dem die weltberühmten Künstler Paul Klee und Wassily Kandinsky in den 1920er Jahren mit ihren Familien lebten, als Erbe des Bauhauses zu erhalten. Mehr Informationen unter www.wuestenrot-stiftung.de
Adresse
Ebertallee 59–71
06846 Dessau-Roßlau
Besichtigung möglich.
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