Das Bauhausgebäude
von Walter Gropius (1925–26)

Entworfen wurde das Gebäude vom Bauhausgründer Walter Gropius im Auftrag der Stadt Dessau. Die Pläne entstanden in seinem privaten Büro, über eine Architekturabteilung verfügte das Bauhaus erst ab 1927. Die Innenausstattung des Gebäudes entstand in den Werkstätten der Hochschule. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Stadt Dessau, die auch das Grundstück zur Verfügung stellte.
Architektur hinter Glas
Der Entwurf ist die Weiterentwicklung einer Idee, die Walter Gropius bereits vor dem 1. Weltkrieg beim Bau des Fagus-Werks in Alfeld an der Leine verwirklicht hatte. Bei beiden Bauten gibt eine vor das tragende Skelett gehängte Glasfassade den Blick auf das Innenleben frei. So sieht man in Dessau im Werkstattflügel offen die konstruktiven Elemente. Weil auf eine optische Verstärkung der Ecken verzichtet wurde, entsteht ein Eindruck von Leichtigkeit. Gropius gestaltete die Gebäudeteile unterschiedlich, um sie konsequent nach ihren Funktionen zu trennen. Die Flügel wurden von ihm asymmetrisch angeordnet, so erfasst man die Gestalt des Komplexes nur, wenn man um den gesamten Bau herumgeht, eine zentrale Ansicht gibt es nicht.
Raum für Studierende und Jungmeister*innen
Die Hauptelemente des Komplexes sind der verglaste dreigeschossige Werkstattflügel, der ebenso hohe Trakt für die Gewerbliche Berufsschule und das fünfgeschossige Atelierhaus. Werkstattflügel und Gewerbliche Berufsschule werden von einer zweigeschossigen Brücke verbunden, sie diente als Sitz der Verwaltung, bis 1928 war hier das Architekturbüro von Gropius untergebracht. Den Übergang vom Werkstattflügel zum Atelierhaus bildet ein eingeschossiger Zwischenbau. Hier bilden die Aula, die Bühne und die Kantine die sogenannte Festebene. Das Atelierhaus beherbergte in 28 je 20 m2 großen Wohnateliers Studierende und Jungmeister*innen.
Weltkulturerbe der UNESCO
Der überwiegend helle Anstrich des Komplexes bildet einen reizvollen Kontrast zu den dunklen Glaseinfassungen. Im Inneren wird mit unterschiedlichen Farben an tragenden und verkleidenden Elementen die Konstruktion des Baus verdeutlicht. Die Hochschule für Gestaltung musste 1932 auf Druck der bei Gemeindewahlen siegreichen Nationalsozialist*innen geschlossen werden. Im Krieg trafen Bomben den Komplex, die Schäden reparierte man zunächst nur notdürftig. 1972 ist das Gebäude dann unter Denkmalsschutz gestellt und erstmals restauriert worden. Eine umfassende Sanierung erfolgte, nachdem die UNESCO das Bauhausgebäude zum Weltkulturerbe erklärt hatte, sie wurde 2006 abgeschlossen. Dafür, dass es heute wieder ein lebendiger Ort der experimentellen Gestaltung, Forschung und Lehre ist, zeichnet sich die 1994 gegründete Stiftung Bauhaus Dessau verantwortlich, die sich der Pflege, Erforschung und Vermittlung des großen Bauhauserbes verschrieben hat.