das prinzip coop – Hannes Meyer und die Idee einer kollektiven Gestaltung

21. Mai – 4. Okt 2015
Bauhausgebäude

Genossenschaften, Sharing Community, Baugruppen – das Kollektiv hat Konjunktur. Fragen zum Verhältnis von Gesellschaft und Gestaltung, von individueller und gemeinschaftlicher Kreation und Produktion wurden bereits am Bauhaus verhandelt: Besonders der zweite Bauhausdirektor Hannes Meyer (1889-1954) richtete Lehre und Werkstätten, Planung und Architektur radikal am Kollektiv und seinen Bedürfnissen aus. Revolutionär war besonders Meyers Idee eines gemeinschaftlichen Gestaltungsprozesses. Diesem sogenannten Coop-Prinzip widmet sich nun erstmals die Ausstellung „das prinzip coop – Hannes Meyer und die Idee einer kollektiven Gestaltung“.

Die Ausstellung zeigte, warum Meyer nach eigenen Aussagen nie allein projektierte, wie er die „Cooperative“ in Lehre und Praxis umsetzte und was genau hinter seiner Parole „Volksbedarf statt Luxusbedarf“ steckt. Die „Volkswohnung“ wurde unter Meyers Direktorenschaft für zwei Jahre zur zentralen Aufgabe und zum Leitmotiv des Dessauer Bauhauses. Die in dieser Zeit entstandenen Möbel und Einbauten sind konzeptueller Ausdruck des Bestrebens nach maximaler Sparsamkeit in Form, Konstruktion und Material – ein gestalterisches Credo, das heute vielerorts wiederentdeckt.

Impressionen

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Anhand der thematischen Module „Gesellschaft“, „Lehre“, „Architektur“ und „Landschaft“ stellte die Ausstellung den Coop-Gedanken vor – und die Neuerungen, die er am Bauhaus einführte: sei es Meyers Verständnis von Architektur als Gesellschaftslehre, die Konzentration auf soziale Inhalte, der organische Funktionalismus in der Gestaltung oder die interdisziplinäre Teamarbeit der Studierenden in sogenannten „vertikalen Brigaden“.

Darüber hinaus fokussierte die Ausstellung auf die von Migration geprägte Biografie Hannes Meyers. Nach seiner Zeit am Bauhaus lehrte der überzeugte Marxist bis Mitte der Dreißigerjahre in der Sowjetunion und ging – nach einem kurzen Intermezzo in der Schweiz – von 1939 bis 1949 nach Mexiko. Auch das große internationale Netzwerk Hannes Meyers wird in der Ausstellung als Teil des Coop-Kosmos nachgezeichnet und verdeutlicht so die Verortung und Rezeption des zweiten Bauhausdirektors.

Das „Prinzip Coop“ und Meyers gestalterische Ideen wurde auch in der Ausstellungsgestaltung widergespiegelt: Zentrale Referenz war das Display einer Wanderausstellung, die unter der Leitung von Hannes Meyer Ende der 1920er Jahre durchgeführt wurde und für die Ausstellung adaptiert wurde.

Darüber hinaus hat die Stiftung Bauhaus Dessau in Kooperation mit den Deutschen Werkstätten Hellerau und der Arbeits- und Sozialförderungsgesellschaft Dessau e.V. Tische und Hocker nach Entwürfen von Hannes Meyer reproduziert. Besucher*innen konnten so in der Ausstellung Elemente der „Volkswohnung“ im Gebrauch selbst testen.

Kuratiert wurde „das prinzip coop“ von Dr. Werner Möller (Stiftung Bauhaus Dessau) und Dr. Raquel Franklin von der Anahuac University in Mexico City. Die mexikanische Architektin und Meyer-Expertin war in den letzten Jahren im Rahmen des Programms „Fellowship Internationales Museum“ der Bundeskulturstiftung am Bauhaus Dessau zu Gast. Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Hannes-Meyer-Sammlung des gta-Zürich und des Deutschen Architekturmuseums Frankfurt am Main realisiert. Eine Publikation hat die Ausstellung begleitet.


  • Die Ausstellung wurde vom 22. Mai bis 4. Oktober 2015 im Dessau gezeigt.
  • Kurator*innen
    Dr. Raquel Franklin, Dr. Werner Möller, Tel. 0340-6508-224, E-Mail moeller@bauhaus-dessau.de
  • Gefördert im Programm Fellowship Internationales Museum der Kulturstiftung des Bundes, Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung und Lotto-Toto Sachsen-Anhalt
  • In Kooperation mit den Deutschen Werkstätten Hellerau, der Arbeits- und Sozialförderungsgesellschaft Dessau e.V., dem DFG Projekt „Bewegte Netze“ der BTU Cottbus und der Anahuac University, Mexico City sowie in Zusammenarbeit mit der Hannes-Meyer-Sammlung des gta-Zürich und dem Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main
  • Unter der Schirmherrschaft des Schweizerischen Botschafters in der Bundesrepublik Deutschland, S.E. Tim Guldimann


Bibliographie  zu  Hannes Meyer

Die Bibliographie ist online hier verfügabr oder zum Download als pdf: