Das Bauhaus in Kalkutta. Eine Begegnung der kosmopolitischen Avantgarden

27. März bis 30. Juni 2013.
Kalkutta, Indien, 1922. In den Räumen der „Indian Society of Oriental Art“ ist eine Ausstellung zu sehen, in der erstmals auf dem Subkontinent Werke der Bauhauskünstler Paul Klee, Lyonel Feininger, Johannes Itten, Georg Muche und Wassily Kandinsky neben Werken indischer Avantgardekünstler wie Nandalal Bose, Shanta Devi, Sunanyani Devi und Gaganendranath Tagore gezeigt werden. Diese Begegnung der Avantgarden ist nicht allein mit der Indien-Begeisterung des Bauhauses zu erklären, sondern das Ergebnis eines vitalen Netzwerkes von Intellektuellen, international operierenden Institutionen, Zeitschriften und Publikationen, Reisebewegungen und Bildungseinrichtungen. Schon zu Beginn der Zwanzigerjahre verstand sich die Avantgarde als kosmopolitisches Projekt. Die Ausstellung in Kalkutta war insofern ein besonderes und bisher wenig beachtetes Laboratorium einer transnationalen Kunstbewegung. Nach dem Ersten Weltkrieg war die westliche Moderne auf der Suche nach geistigen und künstlerischen Alternativen. Auch die indischen Künstler suchten in der spätkolonialen Phase nach einer neuen kulturellen Identität. Das einigende Band dieser außergewöhnlichen Begegnung war das gemeinsame Interesse für die künstlerischen Sprachen des Kubismus, Primitivismus und der Abstraktion. So ist die Ausstellung in Kalkutta ein interessanter Fall einer internationalisierten Kulturproduktion im Spannungsfeld zwischen globaler Avantgarde und ihrer kulturellen Differenz.
Die Stiftung Bauhaus Dessau erzählt 2013 die Geschichte dieser Ausstellung. In der von Kathrin Rhomberg, Regina Bittner, Partha Mitter und Ranjit Hoskote kuratierten Schau „Das Bauhaus in Kalkutta. Eine Begegnung der kosmopolitischen Avantgarden“ sind erstmals etwa 80 europäische und 80 indische Werke zu sehen, die schon damals gezeigt wurden. Möglich wurde dies dank der großzügigen Unterstützung internationaler Museen und privater Sammler. Gleichzeitig sollen die politischen und internationalen Rahmenbedingungen deutlich werden. Anhand von Dokumenten, Fotos, Filmen und Publikationen wird ein transnationales Netzwerk zwischen Berlin, Kalkutta, London, Weimar und Wien lebendig, das die Ausstellung in Kalkutta hervorbrachte. Zu besichtigen ist ein frühes Beispiel eines globalen Kunstbetriebs.