Nachlässe

In der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau befinden sich mehrere Nachlässe bzw. Nachlasskonvolute von ehemaligen Schülern und Lehrern des Bauhauses.
Hannes Meyer, Teilnachlass
Hannes Meyer (1889–1954) war Architekt und zweiter Bauhausdirektor (1928–1930). Ab 1927 war er Leiter der ersten regulären Architekturausbildung am Bauhaus. Der Teilnachlass besteht aus ca. 1200 Architekturzeichnungen, Fotografien und Korrespondenzen. Architekturgeschichtlich ist er besonders interessant hinsichtlich der Wirkung der Bauhäusler*innen in der Sowjetunion und in Mexiko.
Marianne Brandt, Nachlasskonvolut
Marianne Brandt (1893–1983) war Bauhausschülerin und -mitarbeiterin und eine der bedeutendsten Gestalterinnen der Moderne der 1920er Jahre. Ihr Nachlass beinhaltet ca. 800 Grafiken, Gemälde, Zeichnungen, Objekte, Fotografien, Collagen und Korrespondenzen.
Umbo, Teilnachlass
Umbo (1902–1980, eigentlich Otto Maximilian Umbehr) war Bauhausschüler und kam erst nach seinem Studium in Weimar zur Fotografie. Er gilt als einer der bedeutendsten Fotokünstler der Moderne. Seit 2016 bilden 39 seiner Arbeiten, die im unmittelbaren Bezug zur Fotografie am Bauhaus stehen, einen Teil der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau. Sie sind Teil eines gemeinsamen Ankaufs des geschlossenen Umbo-Nachlasses durch die drei Kulturinstitutionen Berlinische Galerie, Sprengel Museum Hannover und Stiftung Bauhaus Dessau mit der Unterstützung von insgesamt 14 Förder*innen und Sponsor*innen.
Franz Ehrlich, Nachlass
Franz Ehrlich (1907–1984) war Bauhausschüler und -mitarbeiter. Er wurde später einer der bedeutendsten Architekten der DDR. Sein Nachlass enthält ca. 7000 Positionen, darunter Akten, Kunstwerke, Möbel, Pläne, Studien, Fotografien und Publikationen, und ist für das Wirken von Bauhäuslern in Deutschland von 1933 bis 1945 sowie in der DDR von herausragender Bedeutung.
Alma Else und Friedrich Engemann, Nachlasskonvolut
Friedrich Engemann (1898–1970) war Bauhauslehrer, stellvertretender Bauhausdirektor und Architekt. An der Hochschule für Kunst und Formgestaltung Burg Giebichenstein in Halle an der Saale prägte er die Designentwicklung in der DDR mit. Sein (auch regionalhistorisch aufschlussreicher) Nachlass umfasst ca. 1.350 Architekturzeichnungen, Dokumente und Fotografien. Besonders bedeutsam ist er in Hinblick auf die Bauhausgeschichte und auf die Bauhausrezeption in der DDR. Alma Else Engemann war Bauhausschülerin. Ihr Nachlassanteil enthält u.a. Arbeiten aus dem Unterricht von Wassily Kandinsky und aus der Webereiwerkstatt.
Elsa Thiemann, Nachlass
Elsa Thiemann war Baushausschülerin und studierte u.a. in der 1929 von Walter Petershans eingerichteten Fotowerkstatt. Der Nachlass der späteren Pressefotografin und Frau des Malers und Bauhausschülers Hans Thiemann umfasst ca. 4.000 Positive und Negative aus den Jahren 1930 bis circa 1970.
Konrad Püschel, Nachlasskonvolut
Konrad Püschel (1907-1997) war Bauhausschüler. In der DDR wurde er Professor an der Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar. Sein Nachlasskonvolut umfasst 1.700 Architekturzeichnungen, Studien, Fotografien und Korrespondenzen. Sie sind bedeutsame Zeugnisse der Ausbildung am Bauhaus und geben Aufschluss über alle von ihm durchlaufenen Unterrichtsgebiete und Werkstätten. Zugleich stehen sie für die Tätigkeit der Bauhäusler*innen in der Sowjetunion (wo Püschel bis 1937 als Architekt wirkte), in der DDR und in Nordkorea.
Reinhold Rossig, Nachlass
Der Bauhausschüler Reinhold Rossig (1903-1979) arbeitete in der DDR als Architekt, Maler und Grafiker. Die ca. 1.600 Grafiken, Gemälde, Architekturzeichnungen und Dokumente sind wichtige Zeugnisse der freien Malklassen von Paul Klee und Wassily Kandinsky und der differenzierten Kunstproduktion am Bauhaus.
Carl Fieger, Nachlass
Carl Fieger (1893-1960) war Architekt und Bauhauslehrer. Sein Nachlass enthält ca. 700 Positionen, darunter Architekturzeichnungen, Fotografien, Möbel, Publikationen und Dokumente. Der langjährige und enge Mitarbeiter von Walter Gropius wurde vor allem als dessen Zeichner von Architekturentwürfen wie dem Bauhausgebäude bekannt. In seinem Nachlass finden sich auch Beispiele seines späteren Schaffens.
Lena Meyer-Bergner, Teilnachlass
Die Bauhausschülerin Lena Meyer-Bergner (1906–1981) arbeitete als Weberin und Architektin. Den vorliegenden Teil ihres Nachlasses bilden Skizzen, Studien, Fotografien und Korrespondenzen. Die insgesamt ca. 400 Objekte sind sehr aufschlussreich für den Unterricht am Bauhaus und die Arbeit in der Bauhausweberei.
Carl Marx, Nachlasskonvolut
Der Maler und Grafiker Carl Marx (1911–1991) war Bauhausschüler der Spätphase des Bauhauses in Dessau und Berlin. Sein Teilnachlass an der Stiftung Bauhaus Dessau umfasst ca. 145 künstlerische Werke, darunter solche für die Kunstgeschichte der DDR bedeutende Gemälde wie „Katzentheater“ (1957) und „Backfisch-Aquarium“ (1964). Daneben existieren mehrere hundert Briefe und Dokumente. Mehr als 30 Arbeiten und Dokumente stammen aus der Bauhauszeit des Künstlers, darunter seine Vorkursstudien, sein Bauhausausweis und Briefe der Bauhausdirektion mit der Unterschrift Ludwig Mies van der Rohes.
Söre Popitz, Depositum
Söre Popitz (1896–1993, eigentlich Irmgard Sörensen-Popitz) war Bauhausschülerin in Weimar. Das Depositum der späteren Werbegrafikerin und Malerin beseht aus ca. 450 Originalwerken – überwiegend aus ihrem Spätwerk.
Corona Krause und Hermann Gautel, Depositum
Corona Krause (1906–1948) war Bauhausschülerin am Bauhaus in Weimar. Die spätere Textil- und Modedesignerin setzte ihr Studium nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau an der Burg Giebichenstein in Halle fort. Hermann Gautel (1905–1945) war ebenfalls Bauhausschüler und wirkte später als Gestalter modernen Mobiliars. Das Depositum der beiden Bauhausschüler*innen besteht aus Unterrichtsmitschriften, Textilien und Dokumenten aus der Bauhausweberei und der Weberei der Burg Giebichenstein in Halle.
Bröhan-Sammlung
Die Werkgruppe der so genannten Bröhan-Sammlung wurde im Oktober des Jahres 1991 durch das Land Sachsen-Anhalt auf einer Auktion in London erworben. Der Düsseldorfer Kunsthändler Torsten Bröhan hatte insgesamt 29 Möbel bzw. Möbelgruppen, 157 Designobjekte, 29 Schmuckobjekte, 54 Werke der bildenden Kunst und drei Textilien zur Versteigerung gebracht. Mit der Gründung der Stiftung Bauhaus Dessau wurde das erworbene Material in das Stiftungsvermögen eingebracht. Dabei handelt es sich um eine breite Palette an Kunst- und Designobjekten aus der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Im Designbereich repräsentieren die ca. 250 zum Teil exklusiven Stücke namhafter Designer*innen Schwerpunkte der europäischen Designgeschichte seit 1900, darunter Arbeiten von Henry van de Velde, Josef Maria Olbrich, Adolf Loos, Otto Wagner, Peter Behrens, Bruno Paul und Gerrit Th. Rietveld. Neben Stahlrohrmöbeln von Marcel Breuer und Ludwig Mies van der Rohe enthält die Sammlung Gemälde, Aquarelle und Druckgrafiken u. a. von Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky, Karl Peter Röhl, László Moholy-Nagy, Max Burchartz, Karl Hermann Haupt, Georg Muche, Lothar Schreyer, Gerhard Marcks und Werner Graeff.