Leben mit dem Apfelbaum?

// Vortrag + Film + Diskussion + Chor + Essen und Trinken
Fr, 20. Okt 2023, 18 Uhr
Bauhaus Museum Dessau, Foyer

Die fünfte Ausgabe der Freitagsgruppe ist dem Apfel gewidmet. An dessen Beispiel geht die Veranstaltung auf verschiedenen Ebenen der Vielfalt nach. Auch wenn Biodiversität die Grundlage stabiler Ökosysteme ist, gilt Mannigfaltigkeit in Landwirtschaft und Handel oft als ein Störfaktor. In der Freitagsgruppe wird diskutiert, wie eine Landwirtschaft aussehen könnte, die nicht nur vom Menschen, sondern auch von den Pflanzen und ihren Bedürfnissen und Möglichkeiten her denkt.

Den Ausgangspunkt bilden Pflanzungen alter Apfelbaum-Sorten an verschiedenen Standorten in der Stadt Dessau-Roßlau. Diese Pflanzungen stehen in Zusammenhang mit einer Ausstellung von Antje Majewski und Paweł Freisler im Umweltbundesamt mit dem Titel Der Apfel. Eine Einführung. (Immer und immer und immer wieder). Während wilde Apfelwälder in Kasachstan aus Millionen jeweils unterschiedlicher Apfelbäume bestehen, hat die Kultur der Obstzüchtung und des Obstanbaus einzelne Bäume zu Sorten verstetigt, die jeweils unterschiedlichen menschlichen Anforderungen entsprachen: von süß bis herb, früh bis lagerfähig, von Saftäpfeln bis Kuchenäpfeln. So gab es noch im 19. Jahrhundert in Europa weit über zehntausend Sorten. Heute soll ein Apfel in erster Linie bissfest, makellos und rund ums Jahr im Supermarkt verfügbar sein. Weltweit werden nur noch um die 10 Sorten in sehr großen Mengen angebaut und vermarktet. Da sich diese Sorten nicht mehr entwickeln und damit Schädlingen anpassen können, braucht es immer mehr Pflanzenschutz, auch im ökologischen Anbau.

Die Programmbeiträge fragen nach den Wegen, die aus diesem Dilemma führen. Würde eine größere Vielfalt und der Anbau in Biotopen – und nicht in Plantagen – dabei helfen können? Welchen Beitrag können die Verbraucher*innen selbst leisten? Die Freitagsgruppe führt historisches Wissen und aktuelle Trends für einen Obstbau mit wenig oder keinem Pflanzenschutz zusammen und diskutiert Wege für mehr Vielfalt und eine Ökonomie der Nähe.


Programm

Begrüßung und Moderation
Barbara Steiner, Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau + Heike Brückner, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Bauhaus Dessau


Der Apfel. Eine Einführung (Immer und immer wieder)
// Intro
Antje Majewski, Künstlerin und Lena Johanna Reisner, Kuratorin

Die Künstlerin Antje Majewski hat gemeinsam mit Paweł Freisler ein Projekt rund um den Apfel initiiert. Seit 2014 fanden an verschiedenen Orten Ausstellungen, Apfelpatenprogramme, Workshops und Diskussionen statt. Die Freitagsgruppe steht im Zusammenhang mit der gleichnamigen Ausstellung im Umweltbundesamt, die damit ihren Abschluss findet. Im Dialog mit der Kuratorin Lena Reisner berichtet Antje Majewski über das Projekt (10 – 15 Min.)


Wilde Äpfel
// Impuls
Ausschnitt aus Antje Majewskis Dokumentarfilm Wilde Äpfel (5 – 10 Min.)

Der Film ist in voller Länge auch in der Ausstellung zu sehen.


Die alten Obstsorten. Wert, Nutzen und Erhalt der Vielfalt
// Vortrag
Eckart Brandt, Obstbauer und Pomologe, Boomgarden Park Helmste

Eckart Brandt stellt am Beispiel des von ihm 1985 an der Niederelbe errichteten Boomgarden Projekts Werdegang, Ausgestaltung und Fortentwicklung eines Sortenerhaltungsprogramms dar, das seit 2012 sein Zentrum im Boomgarden Park Helmste gefunden hat. Dort werden in einem vielfältigen Biotop hunderte von alten Apfelsorten erhalten. (20 Min.)


Kompositionen zur Feier des Apfels
// Musik

Der Friedrich-Schneider-Chor Dessau unter der Leitung von Martin Stephan singt die Kompositionen Apple Cuckoo von Katrin Vellrath und Apfelbaum von Henry Thomet, die für das Apfelprojekt von Antje Majewski & Paweł Freisler entstanden sind. (15 Min.)


Der Apfel als Nahrung
// Obstsortenbestimmung mit Eckart Brandt, zugleich:
Essen und Trinken mit der Cafeteria im Museum Bauhaus Dessau und der Urbanen Farm (50 Min.)


20 Uhr
Quo vadis, Obstanbau? Der Weg zu mehr Ökologie und Vielfalt beim Obst
// Diskussion
Jörn Wogram, Leiter des Fachgebiets „Pflanzenschutzmittel“, Umweltbundesamt
+ Jan Kalbitz, Vorstand der Fördergemeinschaft Ökologischer Obstbau
+ Otto Glöckner, KüfA Dessau, Obst und Gemüse retten und gemeinsam verarbeiten.
Moderation: Antje Majewski

Die Standardisierung des Apfels in den vergangenen 50 Jahren ging mit einer Industrialisierung des Anbaus einher – und zu Lasten der Umwelt.
Wie kommen wir zu einer Reduktion von Pflanzenschutzmitteln beim Obstanbau? Welche Formen des Obstanbaus fördern die biologische Vielfalt? Und welche Rolle spielen die Ansprüche der Verbraucher an das Angebot an Äpfeln im Supermarkt? (50 Min.)


Ausklang
Friedrich-Schneider-Chor Dessau