Nach der Braunkohle?

// Vortrag + Film + Diskussion + Essen und Trinken
Fr, 10. Nov 2023, 18 Uhr
Bauhaus Museum Dessau, Foyer

Fast 150 Jahre gibt es den Braunkohlebergbau im Mitteldeutschen Revier. Er führte zu einer radikalen Umgestaltung der ehemals ländlichen Umwelt und prägte die Menschen, die Arbeit und ihr Gemeinschaftsleben. Nach dem industriellen Strukturbruch der 1990er Jahre stehen Kohleregionen mit dem Ende der Kohleverstromung erneut vor Herausforderungen, wie viele Bergbau- und Energieregionen in Europa auch.

Die sechste Ausgabe der Freitagsgruppe geht der Frage nach, inwieweit strukturelle Umwälzungen durch den Braunkohleausstieg und demografische Entwicklungen als Impulsgeber für eine gesellschaftliche Transformation genutzt werden können. Ausgangspunkt ist „Das Sachsen-Anhalt Projekt“, ein Zusammenschluss von verschiedenen Institutionen und Initiativen in Sachsen-Anhalt. Getragen wird das Projekt von der Überzeugung, dass eine ökologische und sozio-ökonomische Transformation nur Hand in Hand mit einem kulturellen Wandel gelingen kann.

Davon ausgehend wird die Freitagsgruppe diskutieren, welche Maßnahmen es für einen gelingenden Strukturwandel braucht, wofür wie viel an Fördergeldern ausgegeben wird, und wie sich Investitionen in Infrastruktur zu jenen im sozio-kulturellen Bereich verhalten. Nicht zuletzt fragt die Veranstaltung nach den Möglichkeiten für Ökologie und Nachhaltigkeit angesichts verschiedener Interessenslagen, die sich an die Rekultivierung ehemaliger Tagebaugebiete knüpfen. Welche Vorstellungen sind mit Rekultivierung verbunden, und was bedeutet dies für Ökosysteme, wenn sie zweckgerichtet konzipiert werden? Welche Rolle spielen Teilhabe und Beteiligung lokaler Akteur*innen?

Ein Exkurs in die 1930er Jahre und in die jüngere Geschichte des Bauhauses verortet die Fragestellungen innerhalb regionaler Entwicklungen. Das „Industrielle Gartenreich“ wurde 1989 von der Stiftung Bauhaus Dessau als Experiment ins Leben gerufen. Ziel war die Gestaltung postindustrieller Lebensumwelten.

Die Freitagsgruppe steht in der Tradition des Bauhauses Dessau: sich aktiv mit gesellschaftlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen und sich einzubringen.


Programm

18 Uhr
Begrüßung und Moderation
Barbara Steiner (Direktorin und Vorstand der Stiftung Bauhaus Dessau) und Heike Brückner (Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Bauhaus Dessau)

Das Sachsen-Anhalt Projekt
// Intro 
Barbara Steiner und Werner Möller, Leiter der Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau, 20 Min

Das Sachsen-Anhalt Projekt versteht sich als kulturelles Projekt mit dem Ziel die ökologische und soziale Transformation mitzugestalten, zu kommunizieren und zu erleichtern.

18.30 Uhr
Landschaft nach der Kohle – eine kritische Betrachtung der Seenlandschaften aus ökologischer Sicht
// Impuls
Jörg Staude, Redakteur bei klimareporter° und Geschäftsführer des KJB KlimaJournalistenBüro, 20 Min

18.50 Uhr
Ferropolis. Die Anfänge, 1997, 14 Min
// Film

„Ferropolis, die Stadt aus Eisen“ ist ein weltweit einzigartiges Ensemble aus Tagebaugroßgeräten auf einer künstlichen Halbinsel inmitten einer neu entstandenen Fluss- und Kulturlandschaft des ehemaligen Tagebaugebietes Golpa-Nord.

19.05 Uhr
// Gespräch
Martin Brück, Mitarbeiter der Stiftung Bauhaus Dessau, im Dialog mit Heike Brückner über Ferropolis, ein Projekt des Industriellen Gartenreichs, 20 Min

19.30 Uhr
Wie weiter nach der Kohle?
// Vortrag
Eine inter- und transdisziplinäre Betrachtung von Chancen und Herausforderungen für die Lausitz und andere Regionen, Nora Elisabeth Stognief, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Europa-Universität Flensburg, Abteilung Energie- und Umweltmanagement und Promotionsstipendiatin der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, 20 Min

19.50 Uhr
Kohle Quiz, 20 Min
// Interaktives Format

„Black Food“ + lokale Säfte
// Essen und Trinken

20.10 Uhr
Seenlandschaften und Dürre in Bergbaufolgelandschaften – ein hausgemachter Widerspruch?
// Impuls 2
Dr. Christian Hildmann, Leiter der Abteilung Landschaftsentwicklung, Naturschutz, Gewässerökologie und -sanierung am Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften Finsterwalde e.V., 20 Min

Kohlegeld und Klimawandel
// Diskussion
Jörg Staude, Christian Hildmann, Nora Elisabeth Stognief, 20 Min

Im Rahmen des Strukturwandels fließen in den nächsten Jahren viele öffentliche Fördermittel (das sogenannte Kohlegeld), in den Strukturwandel der ehemaligen Bergbaureviere. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass viel davon in klassische Infrastrukturprojekte geht, statt strukturelle Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Ist dieser Eindruck richtig? Was müsste geändert werden? Braucht es einen „Systemwandel“?