Jahresthema 2020
Habitat

Als 1953 auf dem 9. CIAM Kongress in Aix en Provence eine junge Architekt*innengeneration die Charter of Habitat einforderte, war ein Paradigmenwechsel im Diskurs um die Moderne in Architektur und Städtebau eingeleitet: Die kulturelle Praxis des Wohnens und die Untersuchung der Lebensverhältnisse traten an die Stelle funktionalistischer Planungen für das Existenzminimum und das Verständnis der Wohnung als Wohnmaschine. In der Architektur rückten Fragen nach Wohnräumen als Sozialräumen und dem Verhältnis von Mensch und Umwelt in den Mittelpunkt. Zudem weitete sich der Blick auch auf die Praxis des Wohnens in außereuropäischen Kulturen und Gemeinschaftsstrukturen. Die Architekt*innen und Gestalter*innen knüpften damit an Ideen der 1920er-Jahre aus dem Kontext der Weltwirtschaftskrise an: Kooperative Wohnprojekte, die Siedlerbewegung oder die auf Eigenversorgung basierenden Häuser zählen dazu.

Heute fordert uns global die Wohnungsfrage erneut heraus. Dabei wird Umwelt nicht mehr als zu bebauende, stumme Ressource begriffen. Haus und Welt, Mensch und Natur sind keine Gegensätze mehr, sondern miteinander verschränkt und voneinander abhängig. Über historische Modelle und aktuelle Positionen widmet sich die Stiftung Bauhaus Dessau 2020 den vielschichtigen Sphären des Habitats in ihren Projekten, Ausstellungen, Debatten und Publikationen.