Open Studio Tallinn

Spatial Strategies: Modern Pioneers Revealed
19 . 4 . – 4 . 5 . 2017
Der Workshop "Spatial Strategies" ist einer von 11 Workshops des zweijährigen Masterstudiengangs, in dem die Studierenden nacheinander und gemeinsam an sechs verschiedenen Orten in Europa und Israel arbeiten. Der Entwurf in Dessau folgt auf den Workshop in Haifa und behandelt räumliche Themen mit lokaler, aber übergeordneter europäischer Relevanz: die aktualisierende Vermittlung moderner Bauten, Lehr- und Lebenskonzepte und die Re-Aktivierung von ehemaligen Industriebrachen findet jährlich über zwei Wochen statt.
Ziel der Auseinandersetzung ist die Konzeption einer Ausstellung im öffentlichen Raum, die die sichtbaren und unsichtbaren Orte der Bauhausära bis 1933 verknüpft, um die moderne, historische Architektur und Konzepte der Bauhäusler*innen mit dem geplanten, neuen Museum im Zentrum von Dessau zu verbinden. Der Ausstellungsweg soll einen Beitrag zur Aufwertung des öffentlichen Raums – insbesondere für die „Empfangssituation“ am Bahnhof – und für die Bewohner*innen und Besucher*innen leisten und zugleich zur erklärenden Vermittlung der Ausstellungsorte beitragen. Während der zwei Wochen wird die internationale Gruppe von Student*innen ein Konzept vertiefen, das von der internationalen Reiseuni_Class-03 im Frühjahr 2016 in einem ersten Schritt entwickelt wurde.
Vier historische Themen bilden die Basis für die Ausstellung und Wegekonzeptionen im authentischen Kontext der Stadt: Die „Bauhäusler und Master“ werden zwischen Meisterhäusern und neuem Museum über interaktive Atmosphären sichtbar, die „Bühne“ von der Gropiusallee zum Kornhaus über den Georgengarten erweitert, die „Industrielle Fertigung“ wird in Törten thematisiert und die Kooperationen zwischen „Industrie und Bauhaus“ im ehemaligen Industriegebiet der Stadt in Situ visualisiert. Materielle Experimente der Bauhäusler*innen bilden den Ausgangspunkt für die Entwurfsprozesse der Objekte und Neugestaltung der Orte. Zum Abschluss werden die Ergebnisse mit dem Team der Stiftung und internationalen Gästen diskutiert.
Gastinstitution:
Tallinn University of Technology & International Master’s Programme of European Architecture in Kooperation mit dem HZT der UdK Berlin.
Professor*innen-Team:
Dr. Claudia Perren, Direktorin Stiftung Bauhaus Dessau
Prof. Dr. Ing. Dagmar Jäger, TTU, Programme Director of European Architecture
Gastdozent*innen:
Dr. Werner Möller, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Stiftung Bauhaus Dessau
Lilo Viehweg, Kuratorin Projekt smart materials satellites, Stiftung Bauhaus Dessau
Dr. Regina Bittner, Leitung Akademie und stellv. Direktorin Stiftung Bauhaus Dessau
Prof. Rhys Martin, Choreographin HZT, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Katrin Paadam, Soziologin, Tallinn University of Technology
Prof. Pentti Kareoja, Professor für Raumstrategien, Aalto Universität, Helsinki
Eindrücke











Fragen an Dagmar Jäger
Das Bauhaus ist kein neuer Ort für Sie. Was hat zu dieser Verbindung zwischen dem Bauhaus und der Reiseuni der Technischen Universität Talinn geführt?
Dagmar Jäger: Am Bauhaus erleben die Studierenden einen Ort der Moderne, der knapp 100 Jahre zuvor bereits den Kulturtransfer zwischen Menschen und Disziplinen in einem ganzheitlichen Lebensreformmodell ermöglicht hat, in dem nicht nur neue Lehrkonzepte erprobt, sondern im Experimentallabor mit den Pionieren vor Ort neue Wege des Miteinanders, hybride Bautypologien, umfassende Gestaltungsansätze und industrielle Fertigungstechniken, aber auch ungewohnte Entwurfsstrategien und Arbeitsweisen erprobt und häufig erstmalig realisiert wurden.
Die Workshopreihe der Reiseuni führt die Gruppe der Studierenden im ersten Jahr von Tallinn nach Helsinki über Ljubljana, Haifa nach Dessau. In Haifa, genauer in Hadar Ha Carmel, haben sich die Studierenden zuvor mit der Transformation des baulichen Kontexts um den Talpiot-Markt beschäftigt. In dem Stadtteil gibt es zahlreiche moderne Bauten von Architekten, die vor dem Nationalsozialismus geflohen sind, die den demokratischen Geist einer offenen, urbanen Gesellschaft im Aufbruch atmen. Diesen urbanen Kontext zusammen mit israelischen Studierenden und Lehrenden neu zu denken und dann in Dessau mit uns in der Zeit „nach vorne zu reisen“ in die Moderne, um im urbanen Gewebe Geschichte zu verräumlichen und zu materialisieren – diese Erfahrung fördert das Bewusstsein für die historische Tiefe und Mobilität von Substanzen – Ideen, Menschen, Entwürfen und Kulturen.
Von Dessau geht die Arbeitsreise weiter nach Innsbruck und Lissabon. Der Austausch zwischen den jungen Leuten in ihrer Gruppe und mit den Menschen vor Ort, Lehrenden und Studierenden, bei der gemeinsamen Arbeit im Studio und natürlich die Erfahrung durch den Aufenthalt über mehrere Wochen in jedem Land bergen eine Vielzahl an Möglichkeiten, Neues zu lernen und eigene Gewiss heiten zu überdenken.