Projektbeschreibung

Die Idee

Das „Bauhaus Camp“ in Kooperation mit der IKEA Stiftung versteht sich als Werkstatt für Jugendliche, Auszubildende und Studierende aus allen gestalterischen Disziplinen bzw. mit Interesse am Gestalten. Die methodische Grundlage – in Anlehnung an Praxen des historischen Bauhauses – ist ein transdisziplinäres und genreübergreifendes, spielerisches und experimentelles Lernen und Arbeiten.

Walter Gropius hatte stets den experimentellen Zugang der einstigen Hochschule für Gestaltung betont und die Ausbildung mit der Forschung und Praxis verknüpft. Lehrer sollten ihren Schülern kein fertiges Wissen vorsetzen, sie sollten sich vielmehr auf eine gemeinsame Suche begeben – und zwar mit offenem Ausgang. Gestalterisches Handeln schloss per se gesellschaftliche Relevanz mit ein. Das Curricula war offen angelegt und orientierte sich in erster Linie an der gegenwärtigen Lebenswirklichkeit.

Leitgedanke dieser pädagogischen Ansätze am Bauhaus war die Einheit von künstlerischer und praktischer Ausbildung. Die Ausbildung wurde durch sogenannte Werk- und Formmeister gleichermaßen begleitet und somit die Vermittlung von handwerklichen und gestalterischen Grundlage. Meister wie Laszlo Moholy-Nagy, Josef Albers, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer trugen mit ihren innovativen Ansätzen und Zugängen maßgeblich zu einer Neuausrichtung von ästhetischer Bildung bei, die bis heute prägend und in Teilen auch weiterhin elementarer Bestandteil zeitgenössischer Lehre ist, beispielsweise in Weißensee Kunsthochschule Berlin, der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle oder der ETH Zürich. Bildung wurde immer auch als Praxistest für Stadtgestaltung oder die Veränderung des Lebensalltags verstanden. Genau an diesem Punkt sieht sich die Stiftung in der Tradition des historischen Bauhauses.

So erhalten junge Teilnehmer im angebotenen Programm Einblicke in Designbereiche und Berufsbilder. Sie lernen Gestaltung durch eigenes Handeln, analysieren Objekte und erleben Designgeschichte. Dabei werden verschiedene designdidaktische Ziele durch die Pädagogen verfolgt: Die Jugendlichen werden zum Lösen von alltäglichen Problemen angeregt und in die Lage versetzt, im Alltag durch Gestaltung ihre Lebensumwelt mitzugestalten. Kopf und Hand werden gleichzeitig gefordert, die Urteilskraft geschärft. Die Idee ist es die Bildungstradition des Bauhauses aufgreifend und mit dem Blick auf die Volksbildungstradition Deutschlands die gestalterische Allgemeinbildung zu fördern und ästhetische Maßstäbe zu vermitteln.

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Methode und Module

In jeder Werkstatt wird zunächst vermittelt und erfahrbar gemacht, wie das Bauhaus sich auf die Gesamtheit eines Lebensstils und nicht nur auf einzelne Kunst- und Gestaltungsproduktionen gerichtet hatte. Daran anknüpfend geht es um die Frage, wie ein ganzheitlicher Ansatz des Gestaltens, der sich nicht auf den Einsatz bestimmter Medien oder künstlerischer und gestalterischer Mittel begrenzen lässt und auf eine multidisziplinäre Kreativität zielt, heute zu verwirklichen ist. Die These ist, dass die Architektur dabei zwar nicht mehr, wie in den 1920er Jahren als Leitdisziplin einer synthetisierenden Gestaltungstotalität dienen kann, gleichwohl aber die Idee des gemeinsamen „Bauens“, heute ein zu Unrecht vernachlässigter Modus des kooperativen Gestaltens sein kann.

Jede Werkstatt ist deshalb eine sinnlich-konkrete „Raumbaustelle“. Das heißt: mit wechselnden thematischen Fokussierungen werden mit den Phantasien, der Kreativität und Intelligenz aller Teilnehmenden jeweils bestimmte innere und äußere Räume hergestellt bzw. bestehende Räume in etwas Neues verwandelt. So kann es darum gehen, eine temporäre „Bauhaus“-Werkstatt im öffentlichen Raum der Stadt Dessau zu errichten, einen Freiraum in der (Berufs-)Schule o.ä. zu gestalten oder auch ein Elbe-Floß zu bauen
und auszustatten.

Bei diesem „neuen Bauen“ geht es selbstverständlich nicht um ein Reproduzieren und Adaptieren historischer Formen und Formate: die Geschichte dient als Motivation und Inspiration für ein zeitgenössisches Erfinden von Gestaltung angesichts heutiger Herausforderungen. Das heißt z. B. Wenn mit einem temporären „Bau“ interveniert wird, muss die soziale Situation des Ortes berücksichtigt werden. Deshalb wird der „Lehrkörper“ des „Bauhaus Camp“ ebenso transdisziplinär und genreübergreifend sein, wie die Teilnehmerschaft.

Gefördert durch die