Haushalten in den Meisterhäusern:
Wie leben wir morgen gesund und wirtschaftlich?

Über die Kunst des Haushaltens im 21. Jahrhundert

„Wie wohnen wir gesund und wirtschaftlich?“: diese Frage beschäftigte die Architekten des Neuen Bauens ebenso wie die Bauhäusler. Nach Jahren der Mangelwirtschaft in Folge des Ersten Weltkriegs versprach die sogar in einem Film vorgeführte, mit neuester Haushaltstechnik ausgestattete Küche im Meisterhaus Gropius einen Aufbruch in die von den Mühen der Reproduktionsarbeit befreite Gesellschaft. Die Meisterhäuser in Dessau waren nicht nur Schaufenster des neuen Wohnens, sondern auch Demonstrationsorte moderner Haushaltsführung. Die rationell organisierte Küche wurde zum Nukleus der Neuorganisation des Alltags. Hygiene, Effizienz, Sozialfürsorge und Gesundheit waren die Chiffren, die in Großausstellungen und Messen in die Öffentlichkeit getragen wurden. Hier nahm sich der Reformgeist der Weimarer Republik der häuslichen Sphäre als gesellschaftlicher Angelegenheit an.

Die Haushaltsmesse „Zur Kunst des Haushaltens im 21. Jahrhundert“ befragt diese Geschichte aus der Sicht heutiger Problemlagen der Haushaltsführung. Welche Wege nimmt das Getreide, wer pflückt die Bananen und wie kommen sie in den Supermarkt, woher stammen Gas und Elektrizität und welches Ackerland wurde für das Haus in dem wir wohnen, umgepflügt? Mit Ressourcenmangel und Klimawandel werden die Grundlagen moderner Haushaltsführung, die auf der Trennung zwischen Produktion und Reproduktion sowie der Auslagerung unserer Nahrungsmittel und Infrastrukturen basieren, problematisch. Im Haushalt als einem Modus operandi, einer Bündelung von Ressourcen, einem Kreislauf von Stofflichkeiten, einem Knotenpunkt von Infrastrukturen kehren diese externalisierten Lasten zurück an den Küchentisch.

Die auf der Messe versammelten internationalen künstlerischen und gestalterischen Beiträge sind in einem längerfristigen Prozess der Auseinandersetzung mit Praktiken des Haushaltens nach der Moderne entstanden: des Einhausens, des Beziehens, Produzierens, des Teilens, des Speicherns, des Pflegens, des Bilanzierens. Die Messe wird von einem umfassenden Veranstaltungsprogramm begleitet: Eröffnungssymposium, Stammtische, Spaziergänge und der Internationale Haushaltsgipfel wollen eine öffentliche Debatte zu einer neuen Politik und Kultur des Haushaltens zwischen Haus und Welt, Mensch und Erde anstoßen.