Hintergrund-Details zum Projekt
Hintergrund des Projekts:
Im April 2013 wurde die Standort- und Innovationsinitiative "Energieavantgarde Anhalt" (www.bauhaus-dessau.de/energieavantgarde-anhalt.html) ins Leben gerufen.
Die Ressourcen und Kompetenzen für die Erforschung erneuerbarer Energien und technologische Spitzenleistungen (z. B. Solar Valley, aber auch bei Komponenten für Windkraftanlagen und Biomassenutzung) prägen das überzeugende Portfolio der Region Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg ebenso wie die Avantgarde-Tradition der Region (Wörlitz, Bauhaus, Junkers).
Die Region setzt Maßstäbe beim energieoptimierten Bauen (Umweltbundesamt), verfügt über innovative Anlagen der Energiegewinnung und zeigt in Ferropolis, dem Museum des fossilen Maschinenzeitalters und gleichzeitigem Experimentierort der Energiezukunft wie sich Unterhaltungsindustrie und grüner Strom verbinden lassen. Mit besonderen Orten wie , dem Umweltbundesamt als Musterbau für energieeffiziente Bürogebäude, den Bauten der Aufklärung, in deren denkmalgerechte Sanierung Maßnahmen zur Steigerung der Energieffizienz einflossen und dem energetisch optimierten Bauhausgebäude wird die Region auch zu einem touristischen Ziel mit Bildungspotenzial.
Energieregionen definierten sich im Zeitalter fossiler Energien durch die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Diejenigen Regionen, die reich waren an fossilen Energieträgern, prägten die Industrialisierung und gerieten zum Ende des 20. Jahrhunderts früh in sozio-ökonomische und ökologische Krisen. Die Fragen nach einem zukunftsfähigen Energiesystem, einem industriellen Neubeginn und der dafür notwendigen sozio-kulturellen Erneuerung wurden in Anhalt bereits in den 1990er Jahren gestellt.
Über vielfältige, innovative Einzelleistungen dieser Zeit hinaus gilt es heute, den Transformationsprozess in eine post-fossile Zukunft als ganzheitlichen regionalen Prozess zu gestalten. Ziel des Projektes ist es, in der Region erzeugten Strom aus regenerativen Quellen überwiegend in der Region zu verbrauchen (regionales Stromsystem), um den Umstieg auf regenerative Energien zur regionalen Wertschöpfung zu nutzen sowie den regionalen Einfluss auf die Aushandlung von Interessenkonflikten sowie die entstehende Flächennutzung und Raumstruktur zu stärken.
Die Energieavantgarde Anhalt fördert die partizipative Entwicklung und Etablierung regionaler, regenerativer Strom- und Energieprodukte in der Region unter Berücksichtigung technologischer, raumordnerischer und sozio-ökonomischer Bedingungen.
Zu klären sind der regional spezifische Mix regenerativer Quellen der Energiegewinnung mit entsprechender Flächennutzung, und zu ermittelnden Zubaubedarfen, die Möglichkeiten zur Integration verschiedener Energienutzungen(Strom, Wärme/Kälte und Mobilität), sowie neben Marktakzeptanz auch die Partizipationschancen und die Wege zum Aufbau von Prosumer-Strukturen.
Wir wollen vielfältige Verbindungen zwischen Produzenten und Konsumenten technologisch, sozial und ökonomisch organisieren, um die Herausbildung eines post-fossilen Energieregimes experimentell zu gestalten und die effektivsten Verfahren und Instrumente zu finden.
Deshalb werden neben den Produzenten, Verteilnetzbetreibern und Händlern erneuerbarer Energien besonders die Verbraucher eingebunden. Die zunehmend dezentrale Erzeugung und das Ziel eines regionalen Verbrauchs erfordern die Herausbildung von Prosumern, Akteuren, die Energie nicht nur nutzen, sondern auch produzieren oder speichern oder mit ihrem Nutzerverhalten für eine Lastgangoptimierung zur Verfügung stehen.
Deshalb wendet sich das Projekt an Bürgerinnen und Bürger ebenso wie an Handels- und Gewerbebetriebe sowie Klein- und mittelständische Unternehmen, um in der Region eine kulturelle Identität als Energieavantgarde Anhalt zu erzeugen.
Absicht der Energieavantgarde Anhalt ist es, in den kommenden Monaten und Jahren folgende Aktivitäten durchzuführen:
a) Aufbau von Kooperationen zwischen Erzeugern erneuerbarer Energie, kommunalen Energieunternehmen, Netzbetreibern, Stromhändlern, regionalen Geldinstituten und weiteren Partnern in der Region
b) Studien zum regional spezifischen Energien-Mix (Ermittlung von Lastgängen, Einspeiseverfügbarkeit erneuerbarer Quellen unter Schonung des Bodens, Zubaubedarfe)
c) Analyse zur Integration von Energie und Mobilität sowie zur Marktakzeptanz; Entwicklung von regionalen Markt- und Preismodellen
d) Aufklärung und Bildung zur Gewinnung der Bevölkerung, von NGOs und KMUs für den Aufbau von Prosumer-Strukturen und zur Schaffung einer regionalen Identität als Energieavantgarde.
Aufgrund der Vielzahl von Anlagen zur Energieumwandlung in dezentralen Energiesystemen sind sehr viel mehr und diversere regionale Informationen (z. B.: Wetterbedingungen, Interessenkonflikte um Standorte, vermeidbare Lastspitzen im Stromnetz, Möglichkeiten der Abwärmenutzung) erforderlich. Diese können sinnvoll nur regional/lokal ermittelt werden, um in konsensuale Handlung zu münden. Ansonsten drohen Fehlkapazitäten, räumliche Erzeugungsdisparitäten, Konflikte. Bislang nur top-down durchgeführte Analysen und Prognosen sind ungenau und können die neuen Anforderungen an polydirektionale Energieverteilung nicht erfüllen. Die höhere Informationsdichte führt nur regional zu nutzbarem Wissen und unterstützt daher eine bottom-up basierte, regulatorisch koordinierte Gesamtstrategie der Energiewende. Die Energieavantgarde Anhalt ist daher auch ein sozio-kultureller Lernprozess, der die Sammlung und Kommunikation dieser Informationen durch die Gestaltung zielführender Zusammenarbeit und des Selbstmanagements relevanter Akteursgruppen in Netzwerken ermöglicht.
Die Akteure der Energieavantgarde Anhalt laden interessierte Personen und Institutionen ein, an ihrem Lernprozess teilzuhaben.