11. September 2019
Festivalauftakt
Begrüßung
18 – 20 Uhr
⁂ Performance ⁂
Arena Extensions: possibly endless
Die Bauhaustänze der 1920er Jahre waren Versuchsanordnungen, in denen sinnlich-konkret und konsequent materialistisch geprobt wurde, inwieweit der Mensch bildgebende und raumproduzierende Verfahren in Echtzeit auf seinen Körper beziehen kann, um sie sich im Wortsinne einzuverleiben. Nur so könne es gelingen, den zu gestaltenden „bewegten, lebendig künstlerischen Raum“ endlich „mit allen leiblichen Organen“ zu begreifen, so wie Walter Gropius dies auch der Bauhausbühne zur Aufgabe gemacht hatte. Dabei ist der Mensch „dann nicht der ‚abgebildete‘, sondern der ge-bildete Mensch” der sich mit dem von ihm selbst gestalteten Umraum strukturell und systematisch synchronisiert und zusammenklingt.
Für die Aufführung zur Festivaleröffnung, entstanden unter der Leitung von Prof. Katharina Christl (Palucca Hochschule für Tanz) und Dr. Michael Steinbusch (TU Dresden, Fakultät Architektur), aktualisieren die noch studierenden Choreograf*innen und Architekt*innen diesen Ansatz, wenn sie sich in sich selbst darstellende systemische Anordnungen verwandeln: vier choreographische Systeme als endlos wiederholbare und variable Bewegungsstrukturen.
Die Systeme: creating clusters, sensing plates, unsteady squares und bodies and lines bilden zusammen ein von Parametern motiviertes, sich selbst organisierendes Tanzraumgewebe, das keine Geschichte erzählt. Es könnte deshalb unendlich fortgesetzt werden bzw. so lange, wie die Tanzenden dazu körperlich in der Lage sind. Einfache geometrisch gestaltete Requisiten und Masken sowie Adaptionen historischer Bauhausmasken unterstützen den Charakter der strengen und zugleich sinnlich konkreten Regularität des Tanzens. Sie stellen zudem eine anschauliche Referenz zu Schlemmers‘ Bauhaustänzen dar.
Schließlich erzeugt possibly endless mit den permutierenden, von Shintaro Imai (Japan) komponierten Klängen eine Bewegungstotalität, die das ganze Erdgeschoss des Bauhaus Museums durchdringt und dabei auch die räumlichen Grenzen zwischen Aufführenden und Zuschauenden auflöst.
w/ Studierende der Palucca Hochschule für Tanz Dresden und der TU Dresden, Leitung Katharina
Christl, Sounds Shintaro Imai
–> Bauhaus Museum Dessau, Arena
20 Uhr
{ Inszenierung }
Arena Extensions: Geometrisches Ballett
Charakteristikum des Konzeptes Geometrisches Ballett der Bildhauerin Ursula Sax ist die Gattungsüberschreitung von Skulptur, Performance, Tanz, Theater und Musik. Das Werk kam 1992 auf einer Probebühne am Theater Braunschweig mit Studentinnen und Studenten zur Aufführung und war – im Titel bereits ablesbar – Oskar Schlemmer und seinem „Triadischen Ballett“ gewidmet. Im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 rückt es wieder in die Wahrnehmung und das Interesse der Kunstwelt.
Ursula Sax (*1935) selbst ist durch ihre Ausbildung und ihr Schaffen eng mit der Bauhaus-Tradition verbunden. Mit über achtzig Jahren kann sie auf ein breites Schaffen zurückblicken, das von Privatpersonen, Galeristen und Museen geschätzt und gesammelt wird. Auf verführerische Weise verbinden uns die – ursprünglich bereits einem Museum übereigneten – Luftkleider, Körpermasken und Körperpappen mit der im Jahr 2019 ausgiebig gefeierten Bauhausgeschichte und insbesondere mit den künstlerischen und theaterwirksamen Aspekten des Bauhauses. Diese machten einen großen Teil der Praxis am Bauhaus aus, die jedoch kaum noch praktisch erlebbar ist.
Inhaltliche Schwerpunkte in der Arbeit mit den Repliken der Objekte sind das Verhältnis von Form und Raum, sowie Skulptur und Bewegung. Eine besondere Rolle spielt dabei die Musik von Sascha Mock, die parallel zum szenischen Entstehungsprozess entsteht. Neben der Frage der Bewegung von Körpern im Raum und im Verhältnis zur Musik ergeben sich dem heutigen Dresdner Inszenierungsteam um die Choreografin Katja Erfurth sehr zeitgemäße, in die Realität reichende Themen: Wie zum Beispiel Körper und Maske, Verhüllung und Individualität, Masse und Individuum, Abstand und Nähe sowie Schutz und Durchlässigkeit.
Karten für 5 Euro pro Person > Online Tickets
w/ tristan Production | Management | Event Dresden in Koproduktion mit HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, Initiiert durch Semjon H.N. Semjon, Semjon Contemporary, Katja Erfurth [ Choreografie ]
–> Bauhaus Museum Dessau, Arena
¶ Installation ¶
Joschmi‘s Verbindungsstücke
Das Projekt „Joschmi`s Verbindungsstücke“ ist inspiriert von typographischen und skulpturalen Konzepten des Bauhausmeisters Joost Schmidts, der 1925 bis 1932 in Dessau die plastische Werkstatt geleitet hat, Schrift- und Ausstellungsgestaltung unterrichtete sowie an Konzepte für eine mechanische Bauhausbühne gearbeitet hat. Mit geliehenen blauen Getränkekisten der Leipziger Firma Egenberger Lebensmittel entwickelten die Studierenden skulpturale Zeichensetzungen für die Orte des Festivals und die Stadträume dazwischen, die nicht nur Informationen zu Wegen und Veranstaltungen vermitteln, sondern auch eigene szenische Installationen sind. Dafür gestalteten sie z.B. Wegweiser als ein Kistenalphabet, auf dem man auch sitzen kann, ein klingendes Kastenwindspiel oder Kartentafeln, mit denen man den Weg zum nächsten Festivalort finden und sich als Tänzermensch im „Bauhausstil“ fotografieren kann.
w/ Hochschule Anhalt Dessau, Klasse für Visuelle Gestaltung und Grafikdesign von Brigitte Hartwig
–> Stadt Dessau-Roßlau, Bauhaus Museum Dessau, Anhaltisches Theater Dessau, Bauhausgebäude, Meisterhäuser
16 – 24 Uhr
¶ Installation ¶
Arena
An zentraler Stelle im Erdgeschoss des Bauhaus Museums steht Rita Mc Brides Arbeit „Arena“. Die Skulptur, die wie das plastische Diagramm des Zuschauersaals einer Rundbühne wirkt, lässt sich im Wortsinne besitzen. Besucher können hier Platz nehmen und mit ihrer Präsenz die Skulptur aktivieren oder zu Mitwirkenden einer der hier stattfindenden Aktionen werden. Nachdem die „Arena“ 1997 erstmals aufgebaut und seitdem in verschiedenen Museen immer wieder neu bespielt worden ist, markiert sie im Bauhaus Museum Dessau das Erdgeschoss als eine Offene Bühne.
w/ Rita Mc Bride [Los Angelos, Düsseldorf]
–> Bauhaus Museum Dessau, Foyer
16 – 24 Uhr
¶ Installation ¶
Das totale Tanztheater und Das Totale Tanz Theater 360°
Inspiriert von Oskar Schlemmers Bühnenexperimenten und Walter Gropius‘ Idee zum Totaltheater hat ein interdisziplinäres Team unter Federführung der Interactive Media Foundation eine virtuelle Welt geschaffen, die den Besucher in ein Tanzerlebnis mit digitalen Tänzerwesen einlädt. Ausgestattet mit einer VR-Brille und einem Controller durchläuft der Besucher eine Reise auf mehreren Ebenen eines gewaltigen, virtuellen Bühnenraums. Das Verhältnis von Mensch und Maschine wird im gemeinsamen Tanz in digitalen Dimensionen für die Dauer von zehn Minuten ganz neu erfahrbar.
Choreograph Richard Siegal hat basierend auf der Idee und Dramaturgie der Interactive Media Foundation eine Choreographie entwickelt, die über Body Scanning und Motion Capture-Verfahren digitalisiert und im dreidimensionalen Raum neu arrangiert wurde. Für die Gestaltung der Szenographie und Kostüme sowie die technische Umsetzung sorgten die Experten von Artifical Rome. Die Dramaturgie wird von der elektronischen Musik des Komponisten Lorenzo Bianchi Hoesch getragen.
Basierend auf der interaktiven Virtual Reality Installation Das Totale Tanz Theater entwickelten die Interactive Media Foundation und Filmtank in Kooperation mit ZDF/ARTE Das Totale Tanz Theater 360. Das etwa sechsminütige 360-Grad-Video lässt den Betrachter eintauchen in die aufwendig gestaltete, virtuelle Bühnenwelt mit Richards Siegals Choreographie und dem eigens für das Video geschaffenen Song der Einstürzenden Neubauten.
w/ Interactive Media Foundation, Richard Siegal [Choreografie]
–> Bauhaus Museum Dessau, Foyer
10 – 24 Uhr
¶ Installation ¶
Oskar remixed
Nach einer Einführung in die Bühnenästhetik von Oskar Schlemmer kreierten Schüler Kostüme und Masken nach eigenen Entwürfen. Aus dem Material entstanden auf der Dessauer Bauhausbühne Bewegungssequenzen, die die unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten von Kostüm und Maske thematisieren.
w/ Schüler der Grundschule Ziebigk, der Sekundarschule Kreuzberge, der Friedensschule, des Gymnasiums Philanthropinum in Zusammenarbeit mit Katja Schröpfer, Kerstin Dathe, Franziska Bilharz und Kathrin Zickler [Kostüm- und Maskenbau] sowie Ruben Reniers [Choreografie]
–> Bauhaus Museum Dessau, Studio Total
16 – 24 Uhr
¶ Installation ¶
Arena Extensions: Play, Life, Illusion
Play, Life, Illusion hieß die Performance, die der Bauhäusler, Schüler und Assistent von Oskar Schlemmer sowie Manager der Bauhauskapelle, Xanti Schawinsky, 1936 mit Studierenden am Black Mountain College entwickelt hat. Das Camberwell Team greift den experimentellen Charakter dieser Performance, die Schawinsky auch „Spectodrama“ nannte, auf und interpretiert einzelne der Szenen in der sich täglich verändernden Installation neu, mitten im Foyer des Bauhaus Museums.
Skateboard-Malerei, Geistwesen, Farbenradtänze, Portale zu anderen Welten, Käse-Toasts, Monster, Augmented Reality, zeitlose Klanglandschaften und iPhone-Puppenspieler sind nur einige der Performances, die Studierende und Lehrende vom Camberwell College an der University of the Arts London (UAL) in ihrer Performance-Installation präsentieren. So ist jeder Tag thematisch anders: Der Mittwoch (11.9.) beginnt „Sozio-Politisch-Technologisch“. Am Donnerstag (12.9.) geht es um „Protest“. Freitag (13.9.) sind „Farbe und Malen“ das Thema und am Samstag (14.9.) heißt schlicht „London“.
Täglich werden andere Vorstellungen und Variationen von Vergänglichkeit, Absurdität, Sichtbarkeit, Körpern und Überwachung entwickelt. Abends gehen diese Themen dann regelmäßig in die hier stattfindenden Partys über, bei denen es mit 'DJ Malevich and Friends' heißt: ”London Calling – Live in Dessau“.
w/ Camberwell College of Fine Arts, University of the Arts London, Leitung Sarah Kate Wilson, Matthew Draper, Juan Bolivar, Daniel Sturgis
–> Bauhaus Museum Dessau, Arena
16 – 20 Uhr
{ Inszenierung }
OFF/ON SCRIPT STAGE
Im Projekt OFF/ON SCRIPT STAGE haben Studierende der Klasse für Typografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst für ein besonderes „Text-Theater“ sechs Drehbücher entwickelt, daraus Regieanweisungen extrahiert und diese auf der Bauhausbühne miteinander umgesetzt. Die Inszenierungen wurden in ihrer Verwirklichung beobachtet, beschrieben, fotografisch und grafisch aufgezeichnet sowie kommentiert. Im Ergebnis entstand eine Publikation, die das Projekte als eine komplexe Methode des Inszenierens, Übersetzens und Verwandelns von Texten in verschiedenen Dimensionen und Ausformulierungen dokumentiert: Die „OFF“ der Regieanweisungen, die im Innenraum der Bühne ausgeführt worden sind, wurden schließlich zum Auslöser und Ausgangspunkt neuer Texte und Textsorten, aber auch Bildern und Zeichen, die wiederum weiterführende Texte und Textinszenierungen eröffnet haben. So wurde auch die gemeinsam mit dem Institut für Buchkunst herausgegebene Publikation in der Form einer ausgestellten performativen Installation räumlich interpretiert und in ihre Elemente demontiert.
Das Resultat ist ein begehbarer Lese-Parcours, in dem das Publikum nun selbst zum Teil der Inszenierung wird, indem es die Lesesequenzen und die Dramaturgie des im Raum entfaltenden Buches selbst bestimmt.
w/ Klasse für Typografie und Editorial Design von Prof. Ludovic Balland, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.
–> Bauhausgebäude, Raum 1.20, E.20
16 – 20 Uhr
¶ Installation ¶
Anspannung
Künstlerisches Rechercheprojekt zum Stuhl „Chaise Sanodws“ und Anspannung als Prinzip.
w/ Tobias Klett, Klasse für Typografie und Editorial Design von Prof. Ludovic Balland, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
–> Bauhausgebäude, Raum 1.47
Mi 16 – 20 Uhr
¶ Installation ¶
Systemgarderobe
In der interaktiven Installation Systemgarderobe wird aus der reduzierten Idee einer lebendigen Garderobe ein neues Theaterkonzept generiert, das Bezüge zum Theaterentwurf der Mechanische Exzentrik von Laszlo Moholy-Nagy, zum Mechanischen Ballett von Kurt Schmidt und zum Triadischen Ballett von Oskar Schlemmer auftut.
Die Besucher können ihre Jacken an der Garderobe abgeben. Durch die zufällige, mechanisch generierte Bewegung in der Installation erscheinen die Jacken lebendig und menschenartig.
Sie werden so zu individuellen Stellvertreter einer metaphysischen Theaterinstallation, in der die einzelnen Akteure Beziehungen zu einander eingehen und gleichzeitig systemisch kategorisiert werden. Weitere Informationen auf www.linda-werner.com
w/ Linda Werner, Akademie für Bildende Künste Nürnberg.
–> Bauhausgebäude, Raum E.20
19 – 24 Uhr
¶ Installation ¶
Overhead-Projektion
w/ Theater Anu
–> Bauhausgebäude, Atelierhaus Treppenhaus
20 – 22 Uhr
¶ Installation ¶
Fotogymnastik
In dem 1929 von Oskar Schlemmer und Studierenden der Bauhaus-Bühnenwerkstatt inszenierten „Frauentanz“ gab es eine Szene, in der die als Frauen verkleideten Männer „beim Fotografen“ posierten und sich gymnastisch und auch akrobatisch mit ihren Kostümen präsentierten. Beim „metallischen Fest“, dem im selben Jahr stattfindenden Bauhausfest, wurden auch die Festgäste dazu eingeladen, sich im Bauhaus-Fotostudio als kostümierte Kunstfiguren fotografieren zu lassen.
Im Festivalzentrum „Bühne Total“ steht ein ähnliches Fotostudio allen Gästen und Mitwirkenden zur Verfügung. Eingerichtet wird es von Studierenden der Hochschule Anhalt-Dessau unter der Leitung von Brigitte Hartwig. Wer sich fotografieren lassen möchte, kann dazu aus einem umfangreichen Fundus an Kostümteilen Requisiten auswählen, um sich als „Bauhaus-Tänzer“ auszustatten. Damit es gelingt, beim Fotografieren dann möglichst exzentrisch aufzutreten und als ein interessanter „Tänzermensch“ zu erscheinen, wird angeboten, eine entsprechende Bauhausgymnastik zum Aufwärmen auszuführen. Die entstehenden Fotografien werden im Festivalzentrum ausgestellt und parallel dazu den Fotografierten per email zugeschickt.
w/ Marcus Nebe, Lena Held, Timo Herbst, Linda Pensel, u.a.
–> Bauhaus Museum Dessau, Studio Total
22 – 24 Uhr
! ! ! Party ! ! !
Arena Extensions: London Calling Disco
Studierende und Lehrende vom Camberwell College of Arts London sowie ihre Gäste präsentieren zum Thema des Tages Musik aus 100 Jahren, für Luftgitarren, zum Feiern und Tanzen.
w/ DJ Malevich and Friends, Camberwell College of the Arts London
–> Bauhaus Museum Dessau, Arena